TEXTLANDSCHAFT

Texte über Texte


 

Yoko Tawada

& ´...Mayuko packte es und zog daran. Es war sehr lang. Sie schauderte bei dem Gedanken, daß eine so lange, dünne Faser wie eine Spirale in ihrem Auge gesteckt hatte...´ Als Yoko Tawada (Autorin des konkursbuch-Verlages von Claudia Gehrke) Texte vorlas, wurde gelacht, sie erhielt reichlich Beifall, einer sagte: „Kitsch wird belohnt.“ Ich nenne es Surreales, ´Sprache des Regenschirms´. Manches, was uns normal scheint, wird von ihr, Blick der Japanerin, als Fremdes empfunden: ´seit ich in diese Stadt gekommen bin, habe ich noch nichts Normales... Es gibt keine Spuren der Patienten, die in diesem Raum behandelt worden waren... jetzt befinde ich mich selbst tatsächlich mittendrin in dieser Szene... als würde sie das alles nur in einer Zeitschrift lesen...´, Textstellen über Japanisches scheinen uns fremd. Sie erzählt wie andere Frauen seitenweise über Erotisches, Sex , ´Nachdem Mayuko bezahlt hatte, fühlte sie sich befreit´.

´Ich kehrte immer wieder zu der Stimme des Romans zurück´.

´Ein Tintenfisch auf Reisen´. ´Wie kann man wissen, wo der fremde Ort des fremden Wassers anfängt, wenn die Grenze selbst aus Wasser besteht?´ ´Wo Europa anfängt´. ´Warum darf ich nicht die fremde Frucht essen? Also biß ich in den Apfel hinein´. ´Die Radios / fangen gleichzeitig /ein riesiges Geschwätz an´,

´Ein Stein wie ein Komma an einer falschen Stelle wollte ich sein, um das ratternde Gespräch zu unterbrechen.´ Doch: ´In deiner Hand wird / meine Gedichtsammlung zu einer Speisekarte´ . ´Die meisten Leser lesen nicht gerne kleine Texte, weil sie wenig Zeit haben. Sie gehen lieber in einem großen Roman spazieren, ohne sich zu verändern. Die kleinen Texte hingegen gehen in ihren Körpern spazieren, und das finden sie eher anstrengend.´ Deshalb: ´Lügen, weil ich mich vor dem Schweigen fürchtete, aber mir fiel keine Lüge ein.... Ich hatte soviel gelogen, daß die Lügen wahr geworden waren, und ich gar nicht mehr wußte, was eine Lüge war... Jedenfalls mußte ich irgendwie weiterlügen... Mann und Frau - das heißt; der Westen und der Osten...´ Ob die der Seiten, die mich langweilten, die sind, die sie kompromißbereit in einer ihr fremder Rolle schrieb, weiß ich nicht.

´Frauen sind als Drucksachen unbrauchbar... ich dachte nicht an Papierfetzen, die bedruckt und dann weggeworfen würden, vielmehr an verschiedene Wörter, die im Rhythmus des Gehens sich abwechselnd befeuchteten und Licht hindurchließen und dabei dieselbe Geschichte jedesmal anders zu Gehör brachten. Welche Geschichten? Das kann man zusammenfassend nicht sagen. Und weil sich mit jedem Schritt der Inhalt verwandelt, kann man sie auch nicht drucken. Sie existieren nur, solange man durch Grenzgebiete geht. Ich bin einen weiten Weg gekommen, weil ich glaube, nur mit Hilfe jener Druckmaschinen lassen sich die Geschichten zu Waren machen. Aber mir scheint, so wie es steht, werde ich mich selbst in eine Druckmaschine verwandeln..´ ´Nur die unsichtbaren Dinge / verwandeln uns in Mörder´.

 

 


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