TEXTLANDSCHAFT

Texte über Texte


 

Jan Faktor, Tscheche, lernte deutsch, es verursachte "Georgs Versuche an einem Gedicht und andere positive Texte aus dem Dichtergarten des Grauens" (Aufbauverlag) Sprachspiele , die, "Den Text muß man mit Einsatz aller emotionalen Reserven lesen. Der Widerspruch zwischen der Unsinnigkeit der Textes und der Begeisterung, mit der er gelesen wird, hält den Text zusammen", Schauspieler zum dadaistischen Spiel reizen können; "Georgs Sorgen über die Zukunft" werden mittels eine Komparativreihung erzählt, ich wurde unsicher, ob mich der Text, für den sogar Substantive gesteigert wurden, nervte oder die Wirklichkeit, die er beschreibt. Jan Faktors Manifeste zur "Trivialpoesie" sind "hypertrophierte Fragmente einer bastardisierten Poetik - unsaubere Mystifikationen - inkonsequente Parodien. Die Grenzen zwischen dem >wirklichen< Autor der Manifeste und mir sind unklar", er sagt in ihnen unter anderem, daß ein Trivialautor aufrichtig über seine gesundheitlichen Probleme, die Beziehungen zu seiner Mutter, sexuellen Probleme, Schreibgründe... schreiben soll, für "Körpertexte" (Janus press GmbH von Gerhard Wolf), ausgezeichnet mit dem Kranichsteiner Literaturpreis, stellte er Sätze, Mottos, zusammen, die ihn inspirierten; in ihnen geht es um Zerbrechliches, Sehnsucht nach Hoffnungslosigkeit, Aufbegehren, Kunst, Künstlichkeit, Geisteskrankheiten. ..."schon mein leben lang bewege ich mich ungesund auf meinen ungesunden plattfüßen stehe schief auf meinen unterschiedlich langen ungesund wenig belastbaren beinen und rücke jeden tag einmal oder öfters nach bedarf mein leben lang ungesund meine schiefen ungesunden beckenknochen und die schiefen ungesunden wirbel meiner schiefen ungesunden wirbelsäule zurecht und höre mit genuß die ungesunden knackgeräusche aus meinem ungesunden inneren" ..."ich möchte es aber absolut nicht sein, ich möchte absolut nicht so einer sein, der nach einer langen abstinenz innerhalb von zwei stunden eine ganze schachtel zigaretten weggeraucht hat"... Der Erzähler erzählt in Abschnitten, die er Runden nennt, vom Kampf eines Kindes mit der Mutter: jeder stellt sich kränker als der andere dar, Liebesbedürfnis zu signalisieren, Hilfsbereitschaft einzufordern, er endet nach zwanzig Runden, "Wenn die - also seine - Tabletten alle waren oder ein Termin dran war, hakte sie sich ihn unter den Arm und sie schleppten sich beide als Pärchen langsam zur Klinik... Wenn man sie flüchtig auf der Straße sieht, sehen sie aus wie ein alterndes Paar" ... ab und zu ruft ein Verwandter, der im Erzähler selbst zu sein scheint, ihn an, erkundigt sich nach den Krankheiten der Familie... der Erzähler plaudert über Krankheiten der Patienten seiner Frau, seine Krankheiten, Todesnähe, Krüppelkarriere, Jan Faktor endet diese Textreihe mittels Namensnennung seiner Frau betont autobiographisch: "ich und Annette haben uns dann zu Hause im Flur ganz weich umarmt und unsere Körperwärme zusammengetan und besprochen, was an dem Tag noch zu tun ist; in meiner Brust taute es und es war dann auch klar, daß wir noch Zeit haben", der Leser war nicht zum Mitleiden gezwungen worden.

 

 


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