TEXTLANDSCHAFT

Texte über Texte


 

Elke Erb

&...Ein Autor soll ein Buch mit Texten eines anderen zusammenstellen, er schreibt während der Lektüre Textmaterial für ein anderes, das wiederum einen anderen anregt, Bilder zu malen... - Gefühl von Vernetzung, in die man will, nicht abstürzen zu müssen. Elke Erb wird Texte zwischen Bildern von Anna Werkmeister lesen, die sich unter anderem von Texten anregen ließ; die Texte regen an, sich Bücher von Friederike Mayröcker zu besorgen, und bewirken, daß man, falls man neugierig war, mitfühlen, verstehen wollte, nach der Lesung aufmerksamer hört, liest,

‘Wahrnehmung... namens Erstaunen’.

Die ‘Wende’ änderte daran nichts.

Ich las als Kind Texte von Elke Erb - ‘es war einer Unterrichtsstunde gleich, einer Taufe - für das Leben in dem gewechselten Raum, das ich nicht kenne.’


‘Unschuld, du Licht meiner Augen’ (Steidl-Verlag) - Buchtitel und Titel eines ihrer Gedichte, er bewirkt Grübeln, Auftauchen von Erinnerungen.

Elke Erb: ‘Ich stehe, meine ich, dem eigenen Gedächtnis doch näher / als dort den Geheimdienst-Akten’ und: ‘Lügenhirn’ - ‘ich will / der Natur nicht diktieren, was war.’ Elke Erb ist wie die, die paradiesischen Anarchismus wollen, für ein Wahrnehmen, ‘Aufnehmen, ohne zu hierarchisieren’, das Papier war ihre ‘Pinnwand’, die Texte, die entstanden, sind ‘Erlebnisrelief’,

man starrt neugierig darauf, nickend, verständnislos, aufgeregt, fragend, bewundernd, ‘Schon nicht mehr im Gesichtskreis, / schon im Unvertrauten, nicht mehr Geheuren, / schon im Ungewissen, und gewarnt der Fuß, // der Schritt unwirklich kühl ins Mondscheinsilber...’,

drumrum existiert ‘Ein geregeltes Geisterreich, / das bei Leipzig noch Ackerbau treibt.’ Die Menschen ‘Schinder der eigenen Knochen’ in ‘seelenschändender Alltagsmüh’. ‘Winde, die um das Haus gehn, / sind haussimulierende Winde.’

‘Überlebe, überlebe, / verzweifelte Sippe, // dem Tod von der Schüppe / springe nicht, klebe!’

Im Widerstand ist Angst, ‘ich habe mich nicht im Griff’. ‘Ein Schaf hat ein Fell / Ein Schaf ist der bessere Einzelgänger’, ein Schaf will nicht allein sein.

Im Widerstand gegen Unfreiheit ist kein Freisein -´ ‘(vielleicht tendenziös gegen die stichelnde Ideal-Norm, / vielleicht auch im Übereifer) // wird das verlangte Ich-Bild / ein gebratenes Reh... Wildbret im Waldbesteck.’

In den Texten ist auch Selbstkritik: ‘ich denke also, daß wir so warten lassen / ja, wie wir gewartet wurden, so warten lassen’;

die Abgrenzung: ‘Und Karton - sie gleichen Kartons!’ wird aufgehoben: ‘Pakete sind wir. / Wir wissen von nichts.’

‘Ich sehe nichts mehr ich habe / alles gesehen ich gebe die Seele nicht her’;

die Weltflucht, ‘das pferd / wie im traum ja oft / vergessen vorm aufstehn // dämmerung streiche // sei aufzuheben’, kann nur im Wahnsinn, Tod gelingen?

Doch - es ist möglich Texte zu lesen, - ‘Bücher kompakt, in Reihen übereinander... wie eine bergende Höhle.’

 

 


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