TEXTLANDSCHAFT

Texte über Texte


 

&"Schneefeld und lauter grüne Kiwischeiben", solche Wortfügungen sind im Text selten. Einer, der vorschlagen durfte, was am Bachmannpreiswettbewerb teilnimmt, schlug einen Text von Stefanie Menzinger vor und sagte: "Auffallende Virtuosität und eine bestechende Sicherheit in der Umsetzung einer sexuellen Obsession, einer weiblichen Phantasie in vibrierender Sprache. Der Text ist ein Fest für die Sinne.", sie erhielt einen Nebenpreis. Das Buch, das im Ammann-Verlag erschien, heißt: "Schlangenbaden." Stefanie Menzinger schreibt in überwiegend altertümlich, naiv, gelegentlich verbraucht wirkender Sprache, die Mitgefühl erzeugt, wenn sie zum Beispiel über Jungfern schreibt, ,Da muß die doch aufschauen und verstohlen zum Becken gehen, dem größten weitab, mit dem Weihwasser, dem Spiegel, sich auf Zehenspitzen stellen und verstohlen noch immer, daß es bloß niemand sieht, sich hinabbeugen über ihr Bild", einer Sprache, die fasziniert, wenn sie sexuell Befremdliches beschreibt, ("es gibt so wenig zu erzählen sonst"), die Erzählerin scheint in der Obsession >Literatur und Sex< verfangen: "und spürte, wie die Brust aus dem Nachthemd herausfiel und auf die Buchseiten drauf". "ich bin ein >> Wortgourmet<<", doch "meine Phantasie galoppiert mir schon wie des Bauern tollgewordene Kuh davon, daß ich Mühe habe, sie nicht zu verlieren": In einem Altersheim sind alte Männer und eine junge Wäscherin, sie erzählen einander, was sie miteinander tun oder tun könnten, "Weil du es nicht anders kennst, sagt er, weil du liebst, was dir den Arsch hinhält zu lecken, leck jetzt die Seife raus, erzähle ich, befiehlt Grünkopf, der wieder an die Seife gedacht hat und mir befiehlt, die Seife rauszulecken bist zum Rest - ich lecke, erzähle ich... Seine dürstende windeseilige Gazelle soll sich doch laben können an seinem flüssigen Gold, wofür er sich kurz kein anderes Auffangbecken, kein anderes Täßchen wünscht als mein kleines Schnäbelchen. Auf dieses jungfräuliche Mäulchen...", dazwischen immer wieder Sätze wie "Bestimmt braucht er ein Klistier."
Die Erzählerin ist in der "Rolle der Spinnerin, der Ge­schichtenausmalerin", Katzen und "Gequak der Kröten" kommen drin vor und Theatralisches: "Er fasse mich, sagt Feller, er sagt, fasse mich von vorn und hinten. Es überkomme ihn eine Flut von Bildern... verneigt sich schon tief vor den Blicken der anderen, die eben zu applaudieren beginnen", der unaufdringliche Kunstcharakter lässt das Gefühl im Leser nicht aufkommen, daß er einem Spanner ähneln könnte.

 

 


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