"Bücher als eine andere Art Reiselektüre, in denen die Flüge ins Nichts gehen und körperlose Gestalten beim Spiel der Steine nachbarlicher Exotik fündig werden."
Hubert Schirneck . Das Fest (DüsselbergPresse Krefeld). "Mich bedrückte die lärmende Fröhlichkeit eher, die nicht heiter war; sie umwehte mich wie der Mantel eines tieferen Unglücks, in dem alle ehrlichen Gefühle versunken waren und unkenntlich gemacht. Mag sein, die Augen sehen, was ein innerer Zustand empfiehlt und erlaubt; die Hemmnisse der uneingeschränkten Teilnahme an einem Fest wie diesem können vielfältig, unübersehbar sein."
Schirneck läßt den Erzähler von einer "lebenslangen Angst vor dem Erblinden:" sprechen, "nicht vor dem Umstand, nichts sehen zu können, sondern vor der Tatsache, hören zu müssen", er würde in der Umgewöhnungsphase seine Umgebung nicht unbewußt wahrnehmen können, in Fantasien einen Mann zu sich und einer Frau sagen lassen können: "Erinnert ihr euch nicht an jenen Besuch, bei dem wir eure Gastgeber waren? Heute habt ihr das Privileg,... In dieser Zeit des Unglaubens und der verwirrten Gefühle muß man die Phantasie beleben. Es kommt darauf an, zu erfinden. Die Areale des realistischens Lebens. Spielwiesen ohne Gerüste. Hautfarben. Sogar Brot." Der Mann bittet zum Maskenball:
Ein Streifenmacher verteilt Visitenkarten, Frau Allerwelt erzählt Klatsch, eine Blauleuchtende Hündin streunt, eine Hutlinie genießt es auf dem Kopf von Herrn Dreyfuß zu thronen, eine Sterndeuterin sagte: "Sternzeichen... nur Bilder, wie sie beliebig auch im Haus hängen könnten, Oberflächen... >das Faszinierende, die Abgründe zu sehen<:", der Erzähler sagt über das Kaleidoskop: "Verwerfung und Neuordnung, zerhackte den Raum, die Wände, das Licht, versah Dinge und Menschen mit einer unverbindlichen Oberfläche", eine Vergnügungsberaterin sagte...
zwischen ihnen ist ein Traumerfüller:
Der Streifenmacher wünscht sich, einen zwecklosen, sichtbaren Streifen um die Erde basteln zu können, der Trugbildbauer..., der Radschläger..., der Gerüchtekoch..., die Wortspielerin einen Sack ungebrauchter Wörter, Frau Dreyfuß wünscht sich ein neues Haus, sie wird geächtet, ein Brunnenbauer wünscht sich den tiefsten Brunnen und stürzt sich hinein; der Traumerfüller verschwindet. Die Maskenträger suchen nach Schuldigen, quälen die, die fremd sind, sich nicht verkleideten, "Sie sind eingedrungen in unseren gemeinsamen Traum".
Möglicherweise geht es im Text um Poetiken.
Er begann schwerfällig, wurde faszinierend; Endsätze banal.
"Naturgesetz, daß diametrale Dinge einander so bedrohlich nahekommen müssen, daß beim Aufeinandertreffen, der Schwächere vernichtet wird".
"Mit geschlossenen Augen / durch die Wohnung gehen / tagelang / bis die Schränke dir erschöpfend / Auskunft geben / bis die Tapete laut wird und / sich löst im Innern / des Kopfes die Wände kippen // bis du den Dingen gehorchst", aber: "draußen wird alles eins". Hubert Schirneck klagt über den "Frieden einer üppigen Nichtexistenz", sagt: "Wenn er abzieht bleibt vom Krieg / nur das Abfallproblem". "Ins Feuchte fallen in eine einzige / Unsicherheit aus Nebel / zerfetzte Statuen und Bäume / wie abgetragene Kleider", das ist Traumwelt, "Entsetzen ohne Schmerz zu sein". Er will den "Mut zur ständigen Veränderung / unserer Lage im Löwenmaul" und fürchtet: "später / eingeschmolzen also und / neugeformt // zu einem der ihren zu werden."
Titel des Gedichtsbandes (Verlag Thomas Reche): Ausordnen.
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