&Antonin Artaud mag seine Eltern nicht.
Die Mutter steht unter dem Einfluß des Vaters.
Artaud hat keine Geschwister.
Seine Mutter versucht, ihn zu einem braven Menschen zu erziehn.
Artaud will keine leiblichen Kinder.
Er fühlt, daß Erotik Menschen in Rollenverhalten zwingt.
Er will nicht reagieren müssen, keinen Sex.
Er will keine Weltflucht.
Er will keine Religion.
Er bastelt an Erklärungsmodellen des Lebens.
Er glaubt, daß es keinen Tod des Körpers geben muß, falls man ihn transformiert.
Er muß um Geld, Anerkennung seiner Arbeiten betteln.
Er solidarisiert sich mit den Ausgebeuteten gegen die anderen in der Gesellschaft.
Er will eine Revolution.
Er glaubt, Theaterspiel könnte helfen, falls die Darsteller bereit sind, den Körper ungehemmt zu bewegen.
Er wird ‘verrückt’ beschimpft, wegen Gewalttätigkeit in die Psychiatrie eingewiesen.
Er fühlt sich in andere Menschen, die für verrückt erklärt wurden, ein.
Er erhält Elektroschocks.
Er will eine eigene Welt schaffen.
Er stirbt.
„Aber welche schmutzige Fotze verwurzelter Geistesschwäche habe ich eines Tages sagen hören“ „Die Bestie, die zwischen ihren schmutzigen Schenkeln die dreißig Heller zurückbehalten will“
„uterine Dummheit der Abgründe“ „mit der Gefräßigkeit dieses klaffenden Uterus“ „verräterische Mutter... die ihren Uterus zum Sein benutzt und die aus ihrem Uterus einen Gott gemacht hat“
„Was den ganzen pöbelhaften Viehbestand von Vater-Müttern angeht, die meine Energien zurückgehalten haben“.
„die Operation besteht nicht darin, sein Dichter-Ich - und in diesem Augenblick das eines Wahnsinnigen - aller Welt zu opfern, sondern sich von jedermanns Bewußtsein derart durchdringen und vergewaltigen zu lassen, daß man in seinem Körper nicht mehr als der Leibeigene der Ideen und Reaktionen aller ist“ „Kennen Sie etwas maßlos Fäkaleres / als die Geschichte Gottes, / und seines Seins; SATAN“ „Ebene des okkulten Lebens, / wo Gott dem Menschen einreden wollte, / daß die Dinge geistig gesehen und begriffen werden könnten“ „Ich wurde jahrelang / durch den Tanz einer entsetzlichen, / ausschließlich sexualisierten Mikrobenwelt / kopflos gemacht / und tetanisiert“ „Ich wurde unablässig von dem Jucken / unerträglicher Ekzeme gequält, / wobei alle Eiterungen des erotischen Lebens“... „Man kann für das Unendliche leben, / man mag es billigen, aber nur, wer mir glaubt und wer mir folgt, / und dies ist im ganzen genommen, bloß Poesie, / aber die elektrische Kalbszunge, / die ich von einem Oberschenkelknochen zum anderen reite, / während ich damit, ich, zu einer möglichen Verlagerung des menschlichen Körpers aufrufe, / und welche, / sie, / eine unermüdliche und hartnäckige Herabsetzung des menschlichen Körpers / fordert, / wegen dieser immer mehr beschleunigten Sünde des Menschen vermehrt sie sich, sie / diese Zunge / sage ich, / ist keine Poesie, / sie ist Natur, / fäkale wahre Natur, authentische fäkale Natur, und sie ist wahr, / wie all die sogenannten unbewußten Grundfesten des heutigen Menschen“ „Der Mensch, wenn man ihn nicht hält, ist ein erotisches Tier, er hat in sich ein eingeflößtes Beben“ „Attacken einer erotischen düsteren Magie“ „diese erotische Masse von Profiteuren“ „die das Leben kapitalisieren, wenn ich so sagen darf, / die alle geistigen Kräfte in einer Richtung aufsaugen, so daß alles, was der Körper ist, auf nichts reduziert wird, / und bloß noch ein gewisses psychisches Leben übrigbleibt, / daß völlig befreit, / aber so frei ist, / daß alles Phantasmen / des Geistes, / des reinen Geistes / sich dabei dem freien Spiel hingeben können, / und dort findet / die unheilvolle und stromartige Ausbreitung des sintflutlichen und vorsintflutlichen Lebens / der zwanghaften Tiere statt, / die alles ist, wogegen / wir kämpfen / weil das gemeine sexuelle Leben hinter den freien Ausbreitungen des Geistes steht“ .
„die Wirklichkeit ist nicht vollendet / sie ist noch nicht konstruiert“ „DIE PFLICHT / des Schriftstellers, des Dichters / ist es... herauszutreten / um die öffentliche Meinung / aufzurütteln“ „Protest gegen den eingefleischten Erotismus der Dinge, gegen den jedermann in seinem Unterbewußtsein reagieren will, und gegen die soziale, politische und kirchliche (religiöse), also rituelle Willkür des Gesetzes“,
„Bemühen um eine Sprache war, die der erste beste Straßenarbeiter oder Kohlenkrämer verstanden hätte“ „alle Leute, die ihren Lebensunterhalt mit dem blutigen Saft ihrer Ellenbogen verdienen, / und nicht solche Drecks-Kapitalisten“. „Für wie lange nun der neue schmutzige Krieg um zwei Sous“.
„Das Theater / ist der Zustand, / der Ort, / die Stelle, / wo die menschliche Anatomie begriffen / und durch diese das Leben geheilt und regiert werden kann“ „Probe des Theaters der Grausamkeit“ „Genesis der Schöpfung“ „Und in der Tat war das Theater ein Martyrium von allem, was Menschlichkeit wagte, was Seinsgestalt annehmen wollte. / Das war der Zustand, in dem man nicht existieren kann, wenn man nicht im Voraus zugestimmt hat, wie ein der Definition und dem Wesen nach / definitiver / Geisteskranker zu werden“ „vollständigen physiologischen Revolution“ „Wenn Sie ihm einen Körper ohne Organe hergestellt haben, dann werden Sie ihn von all seinen Automatismen befreit und ihm seine wirkliche und unvergängliche Freiheit zurückerstattet haben. / Dann werden Sie ihm wieder beibringen, wie im Delirium Musetten verkehrtherum zu tanzen, und diese Kehrseite wird seine richtige Seite sein“ „die Geburt Antonin Artauds aus sich selbst heraus zu realisieren“ „Vorstellung, ein Körper zu sein, / bedrängt, / und dann habe ich das Obszöne gespürt / und habe vor Unvernunft / und Exzeß/ und Aufruhr / angesichts meiner Erstickung gefurzt“ „Kakophonie“ „Der Körper unter der Haut ist eine überhitzte Fabrik, / und draußen / strahlt der Kranke, er leuchtet, aus all seinen geplatzten / Poren“ „Sokrates besaß diesen Blick nicht; der unglückliche Nietzsche besaß vielleicht als einziger vor van Gogh diesen Blick, die Seele zu entkleiden, den Körper von der Seele zu befreien, den Körper des Menschen vor den Ausflüchten der Seele bloßzulegen“ „aber die Psychiatrie wurde von dem pöbelhaften Gesindel jener Wesen geboren, die das Übel an der Quelle der Krankheit aufrechterhalten wollen“.
„Monsieur Artaud, Sie delirieren.“
„tiefreichende genetische Abneigung von Monsieur Unbewußtsein, der sich immer für ein Wesen halten und glauben wollte und dem sämtliche authentischen Genies stets bedeutet haben, daß es absolut nichts sei, nicht existiere, nicht existieren könne, nicht exixstieren würde, auf Grund dessen sich Monsieur Unbewußtsein mit seiner alten erotischen Zunge erhoben und durch Ersticken sämtliche Genies ermordet hat“ „Elektroschock... auf Befehl der Gesellschaft und um mich meines persönlichen Verteidigungssystems gegen gewisse Manöver schwarzer Magie zu berauben“.
„Nichts gebührt den Dichtern ... Das Nichts ist dieser Abgrund des Entsetzens, von welchem das Bewußtsein seit jeher erwacht, um in etwas herauszutreten, von dem es existieren kann. Eine Welt des Gebärens“ „Seelen dieser kleinen Kinder, die in dem anschwelllenden Schorf seines unsterblichen Selbstmörderherzens geborenen Wesen, die in erster Linie kommen, um ihr Drama herauszubrüllen, die Tragödie ihres Willens zur Klarheit“. „Nichts wird mich davon abbringen, daß ich allmählich die Welt erschaffe“ „Der Tod ist ein erfundener Zustand“ „nicht derartig vom Leser empfunden wird, dann deshalb, weil letzterer bloß der zurückgebliebene Flegel einer Fotze...“ „Die Syphillis entstammt der paroxystischen Präzision des Unendlichen“,
„Eines Tages wird van Goghs Malerei, bewaffnet mit Fieber und guter Gesundheit, / zurückkehren, um den Staub einer Welt im Käfig in die Luft zu schleudern, die sein Herz nicht mehr ertragen konnte.“ „Gegenüber einer Menschheit feiger Affen und bepißter Hunde“.
Das Wort ema heiße Blut, poema Blut danach. Dichtung des Verletzten. Ich fühlte mich ein und wollte Artauds Sprache zu sprechen versuchen, als könnte Kakophonie Schutzwand sein. „Hitler... weil ihm auf allen Bühnen eines totgeborenen Theaters der Platz überlassen war“, ich hatte Mitleid mit Artaud, weil er in die Psychiatrie eingesperrt worden war, ich hätte ihn gehaßt, hätte er Macht bekommen.
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