Agent Leilahier als pdf Verschiebung des Augwinkels Wir schöpften Trinkwasser aus dem Fluss, ich sammelte, Beeren, Pilze, Blätter. Wir brauchten Zucker, Mehl. Wir hatten kein Gewehr. Wir brauchten Geld, um in der Wildnis überleben zu können. Ich erinnerte mich, dass eine Lektorin gesagt hatte, ich solle, "bis sich die Kultursituation wieder bessert", unter Pseudonym Trivialliteratur schreiben. Ich hatte gesagt, dass ich das nicht könne, sie hatte gesagt, ich solle erwachsen werden, ich hatte geschluchzt und gesagt: "Ich will nicht erwachsen werden." Ich wollte in der Wildnis hausen können und begann an nachfolgendem Text zu arbeiten, um Geld verdienen zu können. Als ich die Lektorin traf und sagte, dass ich bereit geworden bin, Trivialliteratur zu schreiben, sagte sie: "Zu spät. Wir haben inzwischen die Amerikaner" und kicherte bei dem Gedanken, dass ich in einem Basteiverlag enden könnte. Ich gab mir Mühe, in einen Basteiverlag kommen zu können, um frei leben zu können. Der Text blieb ein Fragment, ich wurde in Hartz4Verhältnisse, die dem Offenen Strafvollzug ähneln, gezwungen... Leila sah die Spiegelungen abgestorbener, rindenloser Bäume an. Das Leben in der Spiegelwelt konnte eine Windböe zerstören. "Es fängt, sobald das Wasser sich geglättet hat, neu an." "Ich will nicht mehr töten", sagte sie leise zu ihrem Spiegelbild, sie hauchte das Bild, das sie "Du" nannte an, es wurde vernebelt, unscharf. Sie wusste, dass jeder ihrer Schritte Lebewesen zerstörte. "Es ist kein Trost, dass ich die Leichen nicht sehen kann." Leila hatte Spinnen angeekelt angesehen, "Spinnen fangen Mücken", sie ließ sie Netze weben. Wenn Gäste kamen, wischte sie die Spinnweben weg. Als sie ein Netz übersehen hatte, ein Mitschüler hinsah, behauptete sie, dass Spinnennetze schön sind, "Es fehlt hier nur die Sonne und Tropfen von Tau." Leila liebte das Halbdunkel von Kerzen, weil Mückenflügel an ihrem Feuer verbrannt, weil Mücken in ihrem Wachs ertrunken waren. Sie fühlte Mitleid mit den Faltern, die in die Flammen taumelten, "Ich kann es nicht ändern", dachte sie traurig. Sie sah im Wasser und Wachs Mückenleichen - einen schwarzen Punkt mit langen Beinen, Rüsseln. Sie zeichnete während dem Unterricht Karikaturen, Mücken redeten mit Hilfe von Sprechblasen wie Lehrer und Schüler. Sie sah Jahre später in einer Zeitung Mückenfiguren in Karikaturen, die ihren ähnelten. Sie wollte dem fremden Mann, der im Zug neben ihr saß, die Zeitung abkaufen, er schenkte sie ihr. Sie legte sie sorgfältig zusammen und zeigte sie ihrem Vorgesetzten. Ich lehnte mich zurück und sah sie zuerst spöttisch, dann besorgt an, "Du weißt, dass wir uns Schwächen nicht leisten können." Leila hatte sich selbst geschlagen, wenn sie nach Mücken geschlagen hatte. Sie lernte, sie in der Luft zu erschlagen. Einige waren feucht, andere knackten, sie waren schwarz oder Schwarz mit Rot. Leila hatte ihre Schlafkammer mit Insektenspray eingenebelt und war mit dem Gefühl, sterben zu müssen, aufgewacht. Brechreiz, Atemnot. Sie hatte die Fenster aufgerissen. Die Mücken waren im Morgengrauen durchs offene Fenster gedrungen. Sie strich sich Mückenschutzmittel dünn auf die Haut. Es ist Gift, es dringt durch die Haut." K litt an Borreliose, sie hielt es geheim. Sie wollte nicht als störanfällig gelten. Eine Ärztin kooperierte mit ihr. K gab ihr als Gegenleistung das Gefühl an etwas Geheimnisvollem teilzuhaben. Sie versprach ihr, im Rentenalter abenteuerliche Geschichten zu erzählen. K hatte nur einen Menschen ohne Auftrag getötet. Er war arbeitslos geworden. Er hatte gedroht, die Stadt zu vergiften, in der er sich gedemütigt fühlte, ohne einen anderen Zufluchtsort zu haben, weil er arbeitslos geworden war. K wusste, dass es möglich war, Zyankali im Kochtopf herzustellen. Sie hatte gegrübelt, ob sie die Polizei anrufen sollte. Falls sie die Polizei angerufen hätte, wäre er in die Psychiatrie gesperrt worden. Sie hätten ihn mit Beruhigungsmitteln entlassen, die den Körper aufschwemmen, unförmig machen. Er hätte die Medikamente abgesetzt und noch mehr Hass gefühlt. Sie glaubte, keine Wahl zu haben. Als sie ihm zugehört hatte, hatte er behauptet, dass sie eine Masochistin ist, weil sie ihm zugehört hatte, und angeboten, sie zu fesseln. Sie ging kein Risiko ein, sie informierte mich nicht. Er trug eine schwarze Maske, als sein Hals in eine Lassoschlinge geriet, er nach Luft schnappte, stürzte. Er fiel weich. K band die Leiche so ans Gitter des Eisenbettes, als habe er sich selbst stranguliert. Sie trug Handschuhe, sah zu ihm hin und schluckte Beruhigungsmittel, um nicht zu kotzen. "Ich hätte ihm lieber einen Job besorgt", "Es gibt keinen Job für ihn." Sie hatten zusammen im Sandkasten gespielt. Es waren tausende Arbeiter entlassen worden. K trank in dieser Nacht eine Flasche Whisky. Er erinnerte sie an Cowboyfilme. In ihnen gab es Gute und Böse, die Guten siegten. Sie ließ sich besoffen werden, weil sie erlebt hatte, dass eine Notsituation sie schlagartig nüchtern machen konnte. "Als sei ein Schalter umgelegt worden", dachte sie. Es gab keine Notsituation, sie musste den Kopf übers Klo halten, kotzen. Wenn sie sich betrank, wurde sie schweigsam. Sie hatte einen Mann an einem Tresen erlebt, dessen Kopf an ihre Schulter gesunken war und der ihr zugeflüstert hatte, dass der Isralische Geheimdienst die Abteilung des ostdeutschen Geheimdienstes übernommen hätte, die für Selbstmordanschläge a la Barschel zuständig war. Er sei nur eine Randfigur. Leila hatte gegrübelt, ob es eine Botschaft an sie war und was sie bedeuten könnte. Er schien nur geschwätzig. Leila hatte Jahre zuvor an einem Kneipentisch geklagt, dass sie sich jahrelang ausgebildet hatte, aber dass eine Bürokratie im Land herrsche, "ohne einen Papierwisch darf ich nicht einmal ein Beamter werden." Als sie in mein Büro trat, war sie noch Jungfrau. Ich fragte, sie sagte, sie könne sich für keinen Mann entscheiden. Ich zog sie an mich, schob mich zwischen ihre Beine. Ich wollte in sie dringen, damit das Problem für sie gelöst war. Sie war zu eng. Sie kuschelte sich plötzlich in meinen Arm und sagte: "Ich möchte mich in dir verkriechen." Sie hatte in der Kneipe gearbeitet, den Lohn einem Pferdebesitzer gegeben. Die Zähne der Pferde waren gelb. Der Hintern tat Leila nach jedem Ausritt weh. Sie rutschte vom Pferd, als es vor einem Auto scheute. K war Mitglied des Roten Kreuzes geworden. Sie lernte Verbände anzulegen, Granaten zu werfen, mit Gewehren zu schießen. Sie lief ausdauernd. Sie scheute sich, über Gräben zu springen, sie glitt in die Tiefe, stieg auf. Sie war im Sportunterricht vor der Latte des Hochsprunggerüstes stehen geblieben, weil ihr Gehirn nicht akzeptieren konnte, dass sie über eine Latte springen sollte, unter der sie hindurchkriechen konnte. Sie hatte vor dem Spiegel gelernt, unschuldig oder verliebt zu blicken. Sie borgte sich von einem Mitschüler Tontechnik und hörte ihre Stimme an, wenn sie sich Ausgedachtes erzählen ließ. "Was tust du?" fragte der Vater. Wenn Jungen Leila angefasst, festgehalten hatten, war sie in den Totstellreflex gegangen. Der Griff lockerte sich, sie konnte sich ruckartig losreißen. Sie lernte fallen, ziehen, werfen. Sie übte Luft anzuhalten. Wenn ein Junge sie im Schwimmbad unter Wasser gedrückt hatte, sie sich nicht mehr bewegte, zog er sie hoch. Sie trainierte nicht, durstig zu sein, Hunger zu haben. "Das lernt man von allein." Sie baute eine Apparatur, ließ Urin verdampfen, fing ihn auf; die Flüssigkeit schmeckte dumpf. Sie buk aus Mehl, Wasser, Backpulver und Salz Brot. Ihre Mutter freute sich. K wusste, dass Menschen, die nicht intelligent wirkten, ein gutes Gedächtnis haben können, ein feister Mann hatte sich an einem Kneipentisch zu ihr gewandt, "Ich bin ganz sicher, Sie schon einmal gesehen zu haben." K wusste, dass sie um andere überzeugen zu können, lernen musste, zu glauben, dass sie die Person war, die sie vorgab zu sein. Ein Journalist durfte jeden ansprechen, er konnte ängste auslösen. Sie entschied sich, Künstlerin zu sein, wenn jemand sie ertappte, dass sie eine Geschichte von sich erzählte, die sie zuvor anders erzählt hatte, lächelte sie und sagte: "Ich übte für eine Rolle."
"Für was?" Leila ging mit ihm über den Rummel, er blieb an einer der Schießbuden stehen, fingerte nach Kleingeld, warf es über den Tisch, griff nach einem Gewehr. Der Schießbudenbesitzer nahm es ihm aus der Hand, wechselte das Magazin, reichte es ihm. Er zielte mehrmals. Leila sagte: "Die Gewehre sind gewöhnlich verzogen. Du musst mit dem ersten Schuss testen, wohin du zielen musst." Er sah sie von der Seite grübelnd an, zielte, schoss. "Ich habe getroffen", sagte er und reichte ihr eine Papierblume. "Sie brauchen kein Wasser", sagte Leila, "Ich mag Männer, die mich beschützen könnten." Ich richtete ihr eine Webseite ein, auf die sie verweisen konnte. Leila setzte sich in der Kneipe zu einem älteren Ehepaar. Sie hatte einen Tee bestellt. Er wurde mit Zucker und Zitrone gereicht. "Ist etwas nicht in Ordnung?" fragte der Kellner. "Nichts", sagte sie. Der Duft von Zitrone erinnerte sie an Mücken, "Die Kerzen rochen so." Sie bewunderte Autos, sie waren schnell, wenn sie aufs Gaspedal trat. K trainierte jeden Morgen Fingermuskeln, sie musste den Abzug einer Waffe rasch durchdrücken können. Leila hob den Kopf vom Buch und dachte, dass ein nackter Agent auf den Leser erotisch wirken könnte. Sie stand auf, schob die Schublade auf, nahm eine Haarbürste in die Hand und strippte mit dem Blick in den Spiegel, ohne das Pistolenähnliche von dem Opfer, das vor ihr schien, abzulenken. Als sie vom Spiegel wegschwenkte, zeigte der Griff der Haarbürste auf ein Foto. Es zeigte ihre Eltern. K senkte ihn zu Boden und zog sich an. Wenn ihre Mutter sie gestreichelt hatte, war es, als streichele die Mutter ein Ding, die Finger der Mutter blieben an Pickeln hängen, "Man drückt freiwillig nur die Pickel von denen aus, die man liebt." Leila ertrug den stechenden Schmerz. Leilas Vater hatte die Zärtlichkeiten ihrer Mutter abgewiesen. Leila hatte geübt, blind zu sein. Sie hatte, sobald sie stolperte, die Augen aufgerissen. Sie hatte sie zugeklebt. Als sie gestolpert, gestürzt war, hatte sie die Verbände abgerissen. Sie hatte vor nichts Angst haben wollen, "Um nicht erpressbar zu sein. Es reicht nicht, keine Angst vor dem Tod zu haben, wenn man Angst vor dem Verkrüppeltwerden hat." K hatte geträumt, dass sie auf der Flucht war, ihr Vater schlug die Tür vor ihr zu. Es war nur ein Traum, aber es war geschehen. Leila hatte als Kind zu einem fremden Mann, der sie angelächelt und ihr ein Bonbon gegeben hatte, "Papa" gesagt. Ihr Vater hatte sich umgedreht, ihr ins Gesicht geschlagen. Er schlug ihrer Mutter ins Gesicht. "Das ist nicht mein Papa", sagte Leila, "Wir müssen das Schloss in der Wohnung wechseln." Leilas Mutter hatte Leila eine Ohrfeige gegeben. Leila war unsicher geworden, ob sie Eltern hatte. K starrte mit zusammengekniffenen Augen auf den Bildschirm des Satellitentelefons: ′Vater ist tot.′ K zögerte, die Nachricht anzunehmen, die ihr an der Hotelrezeption überreicht wurde - Ein Kommissar bestellte sie aufs Revier. K wies an einem abgewetzten Schalter die Vorladung vor. Sie wurde zu einem Raum begleitet. Stühle und Tische hatten abgewetzte Oberflächen. Der Komissar nahm seine Brille ab, um sie anzusehen, er fragte: "Beileid. Wo waren sie gestern Abend?" Leila sah die Gitterstäbe im Fenster und spielte mit ihrem Kamm, sie klappte Stoff über die Zinken und pustete hinein. Es klang nicht nach Musik. Unter einer Plasteschicht lagen harte Stahlborsten, im Kammrücken war eine Säge. Es war eine Entspannungswoge über sie geglitten, als sie die Hand auf den Kamm gelegt und mit bettelnder Stimme gesagt hatte, "Darf ich wenigstens den Kamm behalten?" Die Beamtin hatte genickt. Leila lebte zwischen engstehenden Mauern. Sie klopfte an die Wand, um ihr Herz nicht schlagen zu hören. Als sie sich das erste Mal hingelegt hatte, aufgewacht war, hatte sie sechsundzwanzig Stunden geschlafen. Befehle zu essen hatte sie befolgt. Leila war zwei Tage im Knast. Sie bewegte sich von Wand zu Wand, streckte die Arme zur Decke, zum Boden. Sie legte sich hin, lauschte und dachte, dass das eine eigenartige Musik ist, in der es schepperte, Türen schlugen, Schritte lauter, leiser wurden, Schreie gellten. Leilas Tür wurde geöffnet, sie sollte duschen. Sie war wegen der Langenweile so müde geworden, dass es dauerte, bis sie sich erhoben hatte. Die Beamtin wollte die Tür bereits schließen. "Bitte nein", sagte Leila. K duschte, eine Frau putzte und sah zu ihr hin. K stürmte in mein Zimmer, "Was war das?" K sah in ihren Hotelzimmern Filme an. Wenn sie Roboter sah, die menschliche Gefühle zeigten, grübelte sie, ob sie ein Mensch war, der roboterähnlich geworden war. Leila sah die Fliege auf ihrem Arm, deren Flügel im Licht schimmerten. Das Tier setzte seine Lippen an ihre Haut, fuhr eine Nadel aus, stach, Blut floss. "Blutsauger", sie schlug zu. Sie sah Blutschmierer auf dem Arm, sie hatte den Schmerz des Einstiches gespürt. ′Er könnte programmiert sein.′ Ich hatte ein Buch gelesen, das mit Dokumenten glaubhaft bezeugte, das die Nationalsozialisten den Reichstag angezündet hatten, ein anderes erklärte mit Hilfe von Dokumenten nachvollziehbar, das es ein einzelner Kommunist getan hatte. Die Türme des Welthandelszentrums waren in New York zusammengefallen, das Videomaterial und Interviews bezeugten eine kontrollierte Sprengung; aber der Präsident handelte so, als habe es einen Terrorakt von Muslimen gegeben. Leila wühlte in Papieren. Sie fand ihre Geburtsurkunde mit den Namen ihres Vaters und den Mädchennamen ihrer Mutter. Sie fand eine Heiratsurkunde, ihr Vater hatte ihre Mutter geheiratet, als sie zwei Jahre alt war. Leila fuhr zu ihrer Großmutter und sah sich Fotos an. Die Fotos ihrer Mutter ähnelten denen, die sie von sich gesehen hatte. Die alten Fotos waren vergilbt. Die Mädchen trugen andere Kleider, Leilas Mutter trug Zöpfe, sie nicht. Leilas Brüste waren groß und schwer geworden wie die ihrer Mutter. Büstenhalter schienen ihren Brustkorb zu umklammern. Wenn sie rannte, wippten Fettgehänge, es tat weh. Sie ließ sie verkleinern. Der Arzt betastete, streichelte ihre Brüste, sah sie verständnislos an. Ich hätte ihr keine Erlaubnis gegeben. Sie hatte die Operation vornehmen lassen, als sie den Job begonnen hatte, und ich Eigenwilligkeiten als Lehrzeit akzeptieren mußte. Leila holte den Schmuck vom Polizeirevier. Sie ließ ihn durch die Hände gleiten. Die Mutter ihres Vaters hatte keinen Schmuck getragen. Leila schüttete ihn auf den Küchentisch ihrer Mutter, "Hast du von ihm gewußt?" Leila wickelte den Schmuck in eine Jacke, legte sie in eine Plastetüte. Sie griff nach der ledernen Handtasche, die groß genug war, Akten zu transportieren und füllte sie mit Zeitungen. Sie fuhr zur Schwester ihrer Großmutter, sie wurde auf dem Weg nicht ausgeraubt. Die alte Frau saß im Rollstuhl. "Ich bin Leila. Die Enkelin deiner Schwester." Sie war noch ein Kindergartenkind gewesen, als sie im Breitwandkino Menschen gesehen hatte, die in eine Kirche getrieben wurden. Die, die rauswollten, wurden erschossen, die Kirche angezündet. "Sie hatten keine Chance." Leila war an ihrem Geburtstag in eine Eisdiele gegangen. Sie liebte den Platz am Fenster. Eine Zeiteinhat war, wieviel Straßenbahnen vorbeigefahren waren; sie stellte ihre Arme nicht für Zeitanzeigen ungern zu Verfügung. Ein Mann ließ Bücher liegen. Leila rief ihm nach, er reagierte nicht, sie lief ihm hinterher, er rannte. Er stieg in einen Bus, die Tür schloss, der Bus fuhr ab. Leila kehrte um, stocherte im Eis, leckte am benetzten Löffel, um den Geschmack kalter Erdbeeren lange genießen zu können, sie schlug die Bücher auf, blätterte in ihnen und sah auf Gesichter hinter Stacheldraht. Sie sah auf schwarz-weiße Bilder mit Bergen von Leichen. Sie aß das Eis hastig, es stach im Kopf über der Nasenwurzel, sie ließ die Bücher liegen, sie lag nachts schlaflos. Sie beschloss im Morgengrauen, abhauen zu lernen, ′falls ich in ein Lager muss′, der Vorsatz beruhigte das Kind, es schlief ein. Leila schrieb an Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager und fragte, ob ihre Großmutter dort gearbeitet haben könnte. Sie sollte nachweisen, dass sie ein Auskunftsrecht hat. Plötzlich war eine Schamwoge durch Leila gerollt, weil sie ihre Großmutter verdächtigte, Menschen, die wie Viehzeug zwischen Stacheldraht gesperrt worden waren, ausgeraubt zu haben. Ihre Großmutter hatte ihr verbieten wollen, Mücken zu erschlagen, "Sie sind Lebewesen wie wir." Sie dachte, dass ihre Großmutter den Schmuck für Flüchtlinge aufbewahren sollte. Sie dachte, dass sie nach den Besitzern suchen könnte, aber dann dachte sie, dass die Besitzer reich gewesen sein müssen und dass sie das Geld für die ausgeben sollte, die in Notsituationen sind. Sie sah aufmerksam um sich, für wen sie das Geld geben könnte, sie entdeckte das Elend von Künstlern, die berühmt und hungrig leben müssen, und hörte von Frauen, die verstümmelt wurden, damit sie keine Sexlust haben können. Ein Mann führte K in Läden, sie sollte sich auf seine Kosten einkleiden. Er kaufte ihr ein so teures Nachthemd, dass er es in einen Tresor glaubte legen zu müssen, in der Hoffnung, er könnte sie verführen, sich vor ihm auszuziehen, um es anziehen zu können. Er fragte sie, ob sie Schauspielerin werden wolle, er bot an, ihr ein Filmstudio einzurichten. K lehnte ab. Es reizte ihn, dass sie sich für ihn und seine Arbeit zu interessieren schien, aber keine Anzeichen zeigte, seine Geliebte zu werden. Als er in ihr Hotelzimmer drang, forderte sie ihn auf, das Zimmer zu verlassen und klingelte nach dem Personal. Er setzte sich am Morgen an einen anderen Tisch. K setzte sich zu ihm, "Habe ich so grimmig geblickt?" fragte sie, "Ich habe heute schlecht geschlafen." Sie streute ihm Salz auf sein Ei. Ich wusste, dass ich ihr nur den Auftrag geben müsste, mit ihm ins Bett zu gehen. Sie würde Ekel verlieren. Ich spiele nicht, ich erledige einen Job. Ich schickte ihm Frauen, die ihn trösten könnten. Er schloss die Augen, dachte an Leila, es stimmte ihn aggressiv. Ich musste den Frauen Gefahrenzulage zahlen. Diese Stimmung hielt ihn zerstreut. Er zeigte K Häuser, Autos, Zeichnungen von Flugzeugen. K sah sie an und kommentierte sie wie Kunstwerke. Er fuhr mit ihr zu Flughäfen. K hatte den Auftrag, die Zeichnungen von Modellen aufzuspüren, die nicht gebaut worden waren. Sie hatte gezögert: Er war in die Universität gegangen und hatte die klügsten Technikstudenten angeworben. Sie durften keine Flugzeuge für ihn entwickeln, sie mussten ihm Tee servieren, den Telefonhörer reichen, Gästen die Tür öffnen. K entschied sich für den, der am meisten zu leiden schien. Sie wich ihm aus, weil sie Angst haben musste, dass er wegen der Eifersucht seines Chefs entlassen wird. Sie sah ihm im Vorbeigehen in die Augen und sagte rasch: "Es ist heiß. Ich bin heute um drei in der Eisdiele." Er kam nicht hin. Eine Frau setzte sich zu ihr und erzählte von Kanarienvögeln. Als K die Eisdiele verließ, folgte sie ihr, zupfte an ihrem Ärmel und sagte, dass sie sie nach Hause fahren könnte. "Ich bin nicht lesbisch." Ein Polizeikommissar forderte alle Insassen des Hauses ins Empfangszimmer und sagte: "Der Mann hat sich ertränkt." Er habe Flugzeugbauer werden wollen, als Buttler arbeiten müssen. Er habe die Demütigung nicht verkraftet. Als sie ins Haus zurückgekommen war, packte sie ihre Taschen und sagte, dass Selbstmorde deprimierend sind. Sie griff zum Telefon und buchte einen Flug nach Haiti, "Ich muss mich ablenken - können." K hatte den Sessel so gestellt, dass sie das Meer sehen konnte. Musik drang zu ihr. Das Telefon klingelte, ein Anruf wurde durchgestellt, "Du hattest deinen Diamantring vergessen", sagte seine Stimme. "Du weißt, ich trage keinen Schmuck. Ich will keinen Neid", sie zögerte, sagte: "Ich komme in acht Tagen bei dir vorbei." Sie legte auf und den Hörer daneben. Leila ertrug ihn nicht. Sie ertrug den Duft nicht, der ihm umgab. Eine Mischung zwischen Schweiß und Parfüm. Er schlief in ihrer abgezogenen Bettwäsche. Einzelne Hautschuppen legten sich auf seine Haut. Auch ein einzelnes Haar. Sie ging am Morgen zur Eisdiele und streunte durch die Stadt, in der Hoffnung, sich an den Weg erinnern zu können. Sie war trainiert, sich in jedem Straßenzug etwas Auffälliges zu merken, es in eine Geschichte einzubinden, "die man sich merken kann." ′Das Mädchen verließ die Eisdiele, sah einen Mann auf zwei Händen laufen′, an der zweiten Kreuzung blieb K stehen, "das Mädchen hatte Schmerzen im Bereich der Zahnbrücke, die Zahnbrücke ist rechts im Mund", K bog rechts ab, "das Mädchen sah einen dreibeinigen Hund mitleidig an", K lief drei Kreuzungen weiter... Sie fand das Haus, die Wohnung. Sie klingelte, es öffnete ein fremder Mann. Als K den Laden betrat, verschwand eine Verkäuferin in einer Umkleidekabine. Als K ins Haus des Industriellen zurückkam, lagen Scherben auf dem Fußboden, "Glaubst du, dass ich ein Mörder bin? Wieso isst du dann mit mir an einem Tisch?" Als K mir die Papiere übergab, sagte sie: "Ich habe sie teuer bezahlt. Falls ich mich irgendwann von euch betrogen fühlen sollte, -" sie verließ den Raum. "Nimm es als Abenteuer", sagte ich. Manche Hausfrau verschlingt Groschenhefte, um sich Sexfantasien dieser Art hinzugeben. Sie sind teurer geworden. Leila war fürsorglich und tolerant zu Männern, auf die ihr Körper reagierte, auch wenn sie dem Verlangen nicht nachgab. Ich erhielt die Nachricht, er habe auf Leila reagiert. Es überraschte mich, ich hatte K nicht auf ihn angesetzt. Leila trug weite Röcke und Blusen, sie bevorzugte fließende Stoffe, sie bewegten sich, wenn sie sich bewegte. Vielleicht hatte ihn das Tier in ihr gereizt. Er war Jäger. Er würde K erschießen, falls sie Fehler machen würde. Er schien es zu genießen, dass er Leilas Körper zum Stöhnen, Qietzschen bringen konnte; ich hörte es an Ks Stimme, sah es an ihrem Blick, dass er ihren Körper zu beherrschen drohte. Das endete, als er ihr Fotos gezeigt hatte, in denen er tote Tiere im Arm hielt und in die Kamera lächelte. Sie ließ sich launisch werden, es reizte ihn. Als er sie schlug, riss sie das Bein hoch, trat ihm ins Gesicht, er stürzte und musste mit einer Kopfverletzung ins Krankenhaus. Als sie ihn besuchte, sagte er, dass er sie heiraten will. K lachte. Aber sie hatte noch keine Informationen. Ich reagierte nervös, sie behauptete, dass er in keine Waffengeschäfte verwickelt sei. K verließ ihn, um drei Tage später sein Auto zu rammen, "Entschuldigung", sagte sie, als sie ausgestiegen war. "Ich wollte dir noch einmal in die Augen gesehen haben." Sie beugte sich zu ihm, sah ihn an, stieg in ihr Auto und fuhr davon. Er trat aufs Gaspedal, fuhr hinterher. Ks Auto schleuderte. Als ihr Wagen zum Stehen kam, schlug sie mit der Nase aufs Lenkrad. Blut floss. Er zog die Pistole, um dem verletzten Tier den Gnadenschuss zu geben, "Arschloch!" sagte K, schlug ihm die Pistole aus der Hand. Er griff nach ihrem Handgelenk, riss sie in seine Arme und küsste sie. Sein Gesicht wurde blutverschmiert. Ich seufzte erleichtert auf, als hätte ich in eine Filmszene gesehen. Ich engagierte einen Hacker. Überweisungen auf sein Konto wurden umgeleitet. Er reagierte tagelang nicht. Als er den Kontostand wahrnahm, unterstellte er keinem Komplizen, ihn betrogen zu haben, sondern erstattete bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt. Wir kamen nicht weiter. K behauptete, das alle Räume seiner Villa videoüberwacht sind. Sie habe die Anlage gesehen, zornig reagiert, weil er Bettszenen mitgeschnitten habe. Es sei zum Handgemenge gekommen, sie habe am Boden gelegen, er habe sie ausgelacht. Sie habe die Villa verlassen, sie glaube aber, dass wir mit empfindsamen Sensoren die Daten seiner Aufnahmen abfangen könnten, falls er Besuch, der uns interessieren könnte, empfangen wird.
Ich fühlte mich von ihr veralbert, "Forderst du eine Gehaltserhöhung?" Ich hatte ein Verhältnis mit Leilas Mutter. Sie brauchte Hilfe. Meine Eltern hatten sich auf einem Schützenfest kennengelernt, festgestellt, dass ihre Wohnungen in angrenzenden Häusern nebeneinander lagen, die Großeltern waren gegen die Beziehung, weil die einen gegen Juden und die anderen gegen Christen waren, meine Eltern beschlossen einen Durchbruch. Sie heirateten, als meine Mutter schwanger geworden war, der Wanddurchbruch blieb. Wir lebten in einer Wohnung mit zwei Ausgängen. Als mein Vater gestorben war, mietete ich eine der Wohnungen an. Meine Gäste treten ins Nachbarhaus, verlassen es, als wären wir uns nie begegnet. Leilas Mutter besuchte für andere wahrnehmbar ihre ältere Freundin, d.h. meine Mutter, wenn sie zu mir kam. Ich hatte ihr geraten, mir ihre Probleme anzuvertrauen, niemand anderem. "Die anderen benutzen Informationen, um mittels Klatsch Informationen zu erhalten." Ich war laut Zimmerausrüstung ein Arzt, der Schweigepflicht hatte. Ich galt als Privatarzt und brauchte keine Werbung, kein Schild an der Tür. Ich hatte ihr gesagt, dass ich ausreichend Patienten habe und keine neuen will. Sie bezahlte mich. Ich tauschte die Scheine, nahm einen weg und gab das restliche Geld ihrem Mann mit der Bemerkung, es sei für seine Frau. Es war seine Frau, die unbezahlt, die ungestörte Arbeit ihres Mannes ermöglichte. Wenn sie ihn bekochte, seine Wäsche wusch, half sie uns. Sie informierte uns über Ks Vater. Ich konnte erfahren, wann er das Büro verlassen hatte, wann er nach Hause kam, sobald ich es wissen wollte. Er ging nicht zu Männern. Er ging ab und zu zu Frauen, er nahm sie von hinten. Es verhindere Schwangerschaften. Ks Mutter hatte ihn, während er den Samen aus sich stieß, ansehen wollen. Ich glaube, er hatte Angst vor Frauen. Er fürchtete, sie könnten ihn einsaugen und zum Embryo machen, das nicht weiß, was aus ihm wird. Seine Mutter war dominant gewesen. Ich sagte K, dass sie mit ihrem Vater reden dürfe. Sie sah mich entgeistert an. Ich fuhr mit ihr zu einem Hypnotiseur. Er fragte sie nach ihrem Vater. Sie erzählte nach kurzem Zögern bereitwillig, dass sie ihn gehasst habe. Ich machte eine Handbewegung, der Psychiater brach die Sitzung ab, holte K aus dem Traumstatus. Er hatte K ein Gerüst für Fantasien gegeben.
Ich wich einem Hundehaufen aus und verknackste mir den Fuß. Ich humpelte in einen Laden, der ein Sofa zwischen Schallplatten zeigte. Ein Mann erzählte mir, dass er der legitime Nachfolger des Königs von Spanien sei. Er habe seine Mutter gefragt, "Ist mein Vater der König von Spanien?" Sie habe verschreckt reagiert. Plötzlich habe alles in seinem Leben einen Sinn gezeigt. Geheimdienste schikanierten ihn. Er habe als junger Mann eine junge Frau besucht, sie habe ihn weggeschickt, als ihr Psychiater zu Besuch gekommen sei. Zwei Stunden später habe er sie auf dem Fußboden, kriechend, getroffen. Sie habe gesagt, dass der Psychiater ihre Medikamente gegeben habe, ihr Zustand werde sich bessern. Sie habe ihm fünfzehn Tabletten gegeben und gesagt, dass er sie testen soll. Er habe zuerst vier, dann noch einmal vier genommen und sei auf zum Klo gekrochen. Er sei zusammengebrochen, seine Eltern hätten ihn gefunden, er sei im Krankenhaus aufgewacht. Er habe gesagt, dass es kein Selbstmordversuch, sondern ein Experiement gewesen sei, man habe ihm empfohlen, für ein paar Wochen zur Kontrolle in eine Klinik zu gehen, er habe neugierig zugestimmt und sei in einem Alptraum gefangen gewesen. Die Menschen um ihn wären mit starren Blicken und schlurfendem Schritt zwischen verschlossenen Türen auf und ab gegangen. Er habe Tabletten schlucken sollen und sich im Spiegel mit hängendem Unterkiefer und stierem Blick gesehen. Niemand habe mit ihm geredet. Er habe die Tabletten abgesetzt und sich besser gefühlt. Nach einem dreiviertel Jahr sei er entlassen worden. Der Arzt sagte: "Die Tabletten haben gewirkt." Als er die Klinik verließ, habe er den Mann im weißen Kittel gesehen, der seine Freundin besucht hatte. Kurz später habe er ein Fotos des Mannes in der Zeitung gesehen, er wurde angeklagt, Patientinnen sexuell missbraucht zu haben. Ich beschloss, eine Blutprobe zu nehmen. "Wissen ist Macht." Ich bat einen Schläger, ihn zu provozieren. Er wohnte im Hinterzimmer. Er hatte Angst, um die Scheibe seiner Ladentür, weil er die Versicherungsprämie nicht hatte bezahlen können, er kam raus und griff an. Der Schläger richtete sich auf und schlug zu, Blut quoll aus der Nase, ich ging vorbei und reichte ihm Zellstoff, ein zweites Tuch. Ich brauchte keine Angst vor der Polizei haben. Sie war laut Leilas Erzählungen im Streik. Er sagte, ihn habe das Leben, in ein Milieu gezwungen, das er nicht ertragen wolle. In ihm würden Frauen von Missbrauch in Kinderheimen erzählen, die kurz später verbrennen. Die eine habe ihre Tür angeblich nicht mehr aufbrechen können, obwohl sie allein zwei Männer zusammengeschlagen habe. Eine andere Frau habe im Krankenhaus noch einmal zu brennen begonnen und beteuert, dass sie sich nicht selbst angezündet habe, bevor sie an den Verletzungen starb. "Eine Freundlin ist auch aus einem Haus ausgezogen. Es ist Kinderprositutution drin und alle haben Angst. Man sieht das ein Polizist Kunde ist und zieht weg." Eine Frau habe behauptet, dass ihr Kind seine Tochter ist; er sei zu ihr gezogen. Sie habe das Kind demonstrativ vor ihm ausgezogen. Als er protestiert habe, habe sie behauptet, dass es nicht sein Kind sei. Er habe sie noch zweimal besucht. Es seien ältere Männer da gewesen, das Kleidung des Kindes sei verrutscht gewesen. Er habe Anzeige erstattet, die Polizei habe das nicht interessiert. Er hasse die Polizei, die die Verbrechen an Kindern decke. Er habe einen Richter "Arschloch" genannt, er sollte Weihnachten in den Knast, weil er die Ordnungsstrafe nicht hätte zahlen können. Er habe vergebens auf den Strafbefehl gewartet, "Das ist Strafe genug, zu warten, dass man in den Knast muß." Kurz später sei seine Freundin unter den Druck einen Drogendealers gekommen. Sie habe ihm in zwischen die Beine geschlagen, er habe ihr aus Reflex eine Ohrfeige gegeben, sie habe die Polizei gerufen, er sei verurteilt wurden. Er könne die Strafe nicht zahlen. Er sagte, dass er überlege, nach Afrika zu gehen und aus Solidarität mit den Menschen zu verhungern. Ich sagte, dass er auf mein Land gehen könne, niemand werde ihn dort vertreiben und drückte ihm eine Landkarte in die Hand, die einen Zipfel von Mexiko zeigte, "Aber deine Geschichte wird dich überall hin verfolgen." Ich hatte Leila nicht glauben wollen, als sie behauptet hatte, die Polizei sei in einer Art Streik. Aber er hatte Anzeige gegen den Schläger erstattet. Die Polizei hatte ihm ein Schreiben zugeschickt, dass er schriftlich oder mündlich eine Aussage machen könne. Er habe angerufen, nach einem Temin gefragt, die Polizeiangestellte habe gesagt, dass sie keine Zeit für ihn habe. "Im Schreiben steht, dass ich eine Aussage machen kann. Wozu haben Sie mir das Schreiben zugeschickt?" Ich kaufte eins der Bilder, die an der Wand seines Ladens hingen. Falls ich erfahren würde, dass er der Erstgeborene des spanischen Königs ist, Geld mit der Informationen verdienen könnte, würde ich ihm eine Rente zahlen, die ihm ermöglicht, zu bestimmen, ob er in dem Milieu leben will, "Aber das Milieu bleibt da. Ob er drin ist oder nicht." Ich fühlte Mitleid mit den Frauen von denen er erzählt hatte. Er hatte gesagt, dass man ihnen innerhalb des Justizsystems nicht helfen kann. K sah Koordinaten auf dem Display ihres Telefons, schaltete den Computer ein, gab die Daten ein, sie zeigten in die Wüste Lybiens. "Was soll ich im Sand?" dachte Leila. K fragte: "Wie kann ich dorthin kommen?" Sie schickte ihren Pass zu einer Agentur und erhielt ihn ohne Visastempel zurück, sie dürfe als Frau nicht allein in Lybien einreisen, "Ich habe nicht die Absicht, Männer zu verführen." K beschloss, als Mann zu reisen. Sie ließ sich die Haare kurz scheren. Sie ließ sich eine schwere Glasbrille fertigen. Sie fotografierte sich in einer Fotobox, schickte die Fotos ein, hinterlegte in einem Briefkasten Geld und erhielt einen Pass, Name: Peter Krieg. Ihre Hände waren zart, sie wühlte im Sand, Kies, sie ging ins Fitnessstudio, "Ich habe nicht viel Zeit." Sie zog einen Keflarschlauch mit Titanfolie über den Oberkörper, strich die Brüste platt. Sie tranierte ihre Stimme, sie klang schwul. K hätte in Lybien einen geländetauglichen Jeap nur mit enem Fahrer mieten können, sie fuhr mit eigenem Auto. Sie übernachtete in Genua auf einem Berg, sah über Hügel auf die See. Der Hafen war überfüllt. Einige Autos schienen unter dem Gewicht von Teppichen und Kühlschränken zusammenzubrechen. Die Passagiere mußten stundenlang anstehen, auf einen italienischen Paßstempel warten. Als der Beamte kam, stempelte er, ohne einen Blick in die Ausweise zu werfen. Das Schiff fuhr verspätet ab, setzte zurück. Ein Auto mit Polizeieskorde hatte einen schwarzgekleideten Mann mit Aktentasche in den Hafen gebracht. K grübelte kurz, ob er ein Gegenspieler sein könnte. Sie wollte in keine Männerkabine, sie schlief auf Deck. Der Zoll ließ sie das Auto öffnen. Er winkte sie weiter. K atmete auf und kam in die nächste Kontrollle. Noch eine Kontrolle. Noch eine. Ende.Sie wolle keine Kinder, aber sie könne keinen Mann in sich dringen lassen, wenn die Vorstellung ekelerregend sei, Kinder mit ihm zu haben. Es war nicht möglich vorauszusagen, zu wem sie sich hingezogen fühlen würde.Sie deponierte ihren persönlichen Paß in einem Loch eines alten Olivenbaumes, tippte die Koordinaten in das Satellitenortungssystem ein, die bis zu zweihundert Meter Fehlanzeige liefern konnten, markierte den Platz. An der Grenze zu Lybien erneut Mehrfachkontrollen. Einer der Kontrolleure fragte nach Scholokade. K entschuldigte ihn, "Vielleicht hat er Kinder." Sie erreichte den Lybischen Posten, als es bereits dunkel war. Sie erhielt Zettel, sie waren arabisch beschriftet. Sie wußte, dass ein Tourist nicht weiß, was auf den Papieren steht und bat um Hilfe. Der Grenzbeamte fragte: "One?"Sie wolle keine Kinder, aber sie könne keinen Mann in sich dringen lassen, wenn die Vorstellung ekelerregend sei, Kinder mit ihm zu haben. Es war nicht möglich vorauszusagen, zu wem sie sich hingezogen fühlen würde. "Yes." Sie mußte Versicherungen bezahlen, lybische Nummernschilder, die für Ausländer rot gedruckt waren, mieten. Ein Beamter wies sie zu einer Baracke, in der die Daten ihres Autos handschriftlich in ein großes Buch eingetragen wurden. Der Beamte freute sich, dass sie einen "Folks"wagen fuhr. K tauschte Geld in einer Baracke, die zwei Tische hatte, eine war in der Nähe der Tür, der andere an der Rückwand. Der Kurs war nicht schlechter als der Schwarzmarktkurs in Tunesien; Straßenhändler hatten mit Stapeln Scheinen gewunken. Sie erhielt keine Quittung. ′Vielleicht war es ein Schwarzmarktkurs.′ Straßenkontrolle. "To where?" K hielt sich von allem fern, das eine Fabrik oder ein Militärcamp sein könnte. Sie war ärgerlich über sich, dass sie nicht irgendeinen Mann mitgenommen hatte, und als Frau gereist war. "Was hätte ich ihm sagen sollen? Ich weiß nicht, was geschehen wird. Hätte ich ihn als Zeugen töten können? Ich hatte keine Wahl." Sie sah nach dreihundertachtzig Kilometern einen Brunnen. Sie griff nach einem Seil, ließ einen Pullover nach unten, Wasser aufzusaugen, er blieb trocken. Nach vierhundert Kilometern sah sie in der Ferne den ersten Menschen, er trieb Kamele, sie rastete zwanzig Kilometer weiter in einem Palmenhain. Sie hörte ein Auto, ärgerte sich, eine Oase aufgesucht zu haben. Sie zog den Reißverschluß zu. Ein Mann stieg aus, sagte Englisch, dass sie keine Angst zu haben brauche, er sei Polizist. Er habe elf Kinder, er kochte für sich, K und zwei Kameltreiber Reis mit versehntem Hammelfleisch. Sie aßen aus einem Topf. K hatte sich nicht gegen Gelbsucht impfen lassen, sie hätte lieber eine Büchse Truthahnfleisch mit Brot gegessen. Die Männer banden den Kamelen ein Bein hoch, damit sie nicht weglaufen konnten, die Tiere schrien. Der Polizist stellte K Fragen im Ton einer Privatperson. Er bot Zigaretten an, K nahm sie an, erleichtert, dass sie nicht husten mußte; die Kameltreiber mischten schwarze Krümel in den Tabak, den sie in Pfeifen stopften. K zeigte dem Polizisten eine Sammlung von Landschaftsfotos, sagte, dass sie Fotos von Sanddünen machen wolle. Der Polizist sah ihr Auto kopfschüttelnd an. Sie fuhr am Morgen weiter und gelangte in einen Kessel. Sie jagte das Auto die Sanddüne, die den Weg versperrte, nach oben und bremste scharf ab, sie sah senkrecht in eine Tiefe, ließ sich zurückrollen. Sie suchte nach einem Seitenaufstieg. Seitwärts war Fels. Sie gab Gas, fuhr steil auf, mußte an einem Felsvorsprung abbremsen, zurücksetzen, der Blick in den Rückspiegel ließ sie schaudern, sie lenkte seitwärts, drückte das Gaspedal durch und schaffte es aufs Plateau. Es war heiß. Sie legte den Sicherheitsgurt ab. Sie fuhr über Kies, in zwei Bodenwellen schaukelte sich das Auto auf, ihr Kopf stieß an die Decke, die Thermoskanne flog auf ihren Fuß, Kopf und Nacken schmerzten, die Zehe schwoll. K war erleichtert, als sie eine Straße erreichte. Sie hatte aus den Reservekanistern nachgetankt, die Tankstelle am Straßenrand war ohne Diesel, Autos standen in einer Schlange. K wollte die nächste Tankstelle benutzen. Links und rechts der Straße lagen nichts als Kamelkadaver, zerfetzte Autoreifen, Autoruinen. K sah auf der Fahrbahn Autos ohne Blinklichter, mit wackelnden Reifen. K sah auf die Karte und bog rechts ab. Die Karte zeigte eine Piste, das Spurenbündel vor ihr aber zerfaserte, endete. K aktivierte die Daten im GPS-Gerät und fuhr querfeldein über eine Kiesebene. Sie begegnete einem Auto, auf dessen Ladefläche Kamele saßen, als Tourist hätte sie das fotografiert. Treibsandpassagen. K saß angespannt, das Gaspedal durchgedrückt. Angst einzusinken, sich wegen einem Sandloch zu überschlagen. Sie erreichte die Straße, bog ein, der Weg wurde Wellblech. Hunderte Kilometer Wellblechpiste. Sie versuchte parallel zu fahren, die Dellen waren im Gelände seltener, aber tiefer, es lag Geröll. Nach cirka eintausendneunhundertachtzig Kilometern sah K Touristen; Männer hatten ihre Frauen zu Hause gelassen. K fragte, ob sie andere Menschen gesehen hätten. Ein Auto sei an ihnen vorbei Richtung Nordosten gefahren. K litt an Bauchmuskelkater; sie hatte beim Überfahren der Weichsandfeler verkrampft gesessen. Sie stand auf schwarzem Sand, sie hatte einen Krater erreicht. In der Tiefe standen vereinzelt Palmen, K stieg ab. Das Wasser der Seen war grüngelb, ein Wasserloch schimmerte rot. K badete nicht. Fünf Tropfen Wasser fielen vom Himmel, "Oder Insektenpisse." K stieg zum inneren Vulkankegel auf. Auf dem Gipfel stürmte der Wind so böig, dass er sie wegzureißen drohte. K kauerte sich hin und wartete. Niemand kam. Sie setzte sich, legte sich, rollte sich ein. Der Abstieg gegenüber dem Auto war steil. Angst, abzurutschen, sich zu überschlagen. Sie stieg in einem Bachbett ab. Es lag rückwärts. Es dämmerte, Mücken stachen. K bückte sich und schleppte einen der Vulkansteine mit, die an Kanonenkugeln erinnern, "Für das Gärtchen der Mutter." Sie grinste oder lächelte. Sie hatte die Lampe im Auto angeschaltet gelassen. Es leuchtete Gelb im Schwarz. K taten die Füße weh, sie sank müde in den Autosessel. Sie schloss die Augen, atmete mehrmals tief durch, erhob sich, klappte die Seitentür des Busses auf und begann zu kochen. Sie sah zwei Mäuse einander verjagen. "Ihr seid doch nur zwei, warum vertragt ihr euch nicht?" fragte sie leise, "Ich habe genug Müll für euch." Sie blieb den nächsten Tag am Auto. Niemand kam. Sie fuhr im Morgengrauen des übernächsten Tages, der Sand war am Morgen feucht, fest. Als sie gegen Mittag rastete, raste ein Jeap auf sie zu. Auf seiner Ladefläche Soldaten, Maschinenpistolen. K sagte, dass sie ihren Müll mitnehmen wird. Der Offizier fragte nach Bira. Sie verstand ihn nicht. Er wurde ärgerlich. K fragte, ob er Alkohol meine. "Yes." Sie wußte nicht, ob er welchen geschenkt bekommen oder beschlagnahmen wollte. Sie hatte keinen. Der Soldat sagte: "Whisky", kreiste die Hand vor dem Kopf, als mache Alkohol schwachsinnig, stieg ins Auto, die Soldaten folgten, das Auto wendete, raste davon. K hatte keinen Betrunkenen gesehen, aber in einer Hütte hunderte leere Bierbüchsen, "Vermutlich von Deutschen." K sah keine Frauen. Männer lungerten um Verkaufstände. Sie kaufte Tomaten und Brot. Das Brot war so billig, dass sie für den kleinsten Geldschein fünf erhielt. Sie konnte nicht fünf Brote essen. Sie wollte keine altbackenen essen, wenn sie frische essen konnte, kein Brot wegwerfen. Sie zerriß es in Stücke, bevor es aushärtete, "Für Suppen." K hörte einen leisen, kurzen Klingelton, bremste am Wegrand und sah entsetzt im Display des Satellitentelefons GPS-Daten. Sie legte die Karten aus, die Daten verwiesen auf ein Gebiet im Tschad. K hätte sich innerhalb der ersten sieben Tage einen Stempel auf einer der Immigrationsbehörde holen müssen. Sie war am ersten Abend an einem Ort vorbeigefahren, hatte danach keinen berührt, der über eine Beamtenstube verfügte. Sie fuhr Umwege, um sich einen Stempel zu holen. Die Amtsstube war am Nachmittag zu. K durfte mit dem Visa nur einmal nach Lybien ein- und ausreisen. Sie verspürte keine Lust, in den Tschad zu fahren, sich seitwärts bis zur Küste durchschlagen zu müssen, um über Marokko Spanien erreichen zu können. Sie war bereit, an der Grenze zum Tschad umzukehren, wenn man ihr kein Einlegeblatt aushändigen würde. K fuhr eingekeilt zwischen schweren Transportern in der Spur. Das Autor vor ihr scherte aus, der Fahrer war möglicherweise eingeschlafen. Das Auto explodierte nicht, aber ein Fahrmanöver könnte es auf eine Mine setzen. K entschied, weiterzufahren. Die Autos hinter ihr taten das auch. Als sie pinkeln mußte, pinkelte sie in Büchsen. Sie wollte nicht aus der Spur. Der Ausreisestempel wurde auf ein Einlegeblatt gedrückt, sie bezahlte es. Das Blatt ermöglichte die Rückreise über Lybien, aber das Visa für Lybien galt nur vier Wochen. An der Grenze bot sich ein Mann als Führer an. K war die Vorstellung, mit ihm zu reisen, unangenehm. Er könnte andere Einheimische fernhalten. Er wollte Dollars, sie bot eine goldene Kette, er akzeptierte. Sie deutete an, dass sie die Kette zerreißen müßte, sagte, dass er die Kette erhalten würde, sobald er sie zur Grenze zurück gebracht hat, er nickte. K blieb nervös, sie hatte ihm eine Stelle auf der Landkarte gezeigt, sie wußte nicht, welche Wege hinführen. Die Wege wurden eng, Dornen ließen den Autolack kreischen. Der Mann hielt an einem Ort aus Palmhütten, winkte K zum Essen, er schlief in einer der Hütten, sie im Auto. Am Morgen zeigte er auf einen Mann und erklärte in Zeichensprache, dass ein Fremde sie weiter begleiten wird. Er zeigte auf der Karte auf den Ort, zum dem sie wollte, führte den Finger zurück und sagte damit, dass er hier auf sie warten wolle. Wenn sie ihn richtig verstand, lag abwärts ein anderes Stammesgebiet. Sie erreichte den Zielpunkt zwei Tage vor dem angegebenen Termin. Der Fremde wurde nervös, als sie auf die Sonne zeigte, Schlafen andeutete, sagte, dass sie zwei Tage warten müsse, bis die Sonne dreimal untergegangen sei. Er zeigte auf ihre Armbanduhr und sich. K schüttelte den Kopf. Er zog sich ins Gebüsch zurück, verschwand. K wendete das Auto, sie hatte den Weg, den sie gefahren waren, im GPS-System notiert. Sie hoffte, dass die amerikanische Armee keine Kriege führt, Daten nicht verstellt. Sie schreckte nachts auf, glaubte ein Rascheln von Füßen gehört zu haben. Die Reifen waren gekammert. Die Scheiben waren aus Sicherheitsglas, es würde reißen, nicht splittern. Sie kletterte nach vorn, setzte sich auf den Fahrersitz und schlief erneut ein. Affen liefen im Morgengrauen vorrüber. Sie hörte einen Löwen brüllen, pinkelte nahe an der Autotür mit einer Hand am Lenkrad, um sich ins Auto reißen zu können, sobald ein Tier springen würde. Nach der dritten Nacht war nichts geschehen. Kein Signal. Keine Nachricht. K fühlte sich veralbert und fuhr zurück. Sie bremste ab: der Stock neben ihr war eine Schlange, sie glitt unters Auto, K beugte sich zum Fenster der Gegenseite, sah nichts, "Sie könnte ins Autogestänge gekrochen sein." K hatte kein Gegengift im Gepäck und traute sich nicht aus dem Auto. Am Wegrand tauchte ein Mann auf. K gab Gas, aber er war der Mann, der sie begleitet hatte, sie setzte das Auto zurück. Er reichte ihr ein Bündel Datteln, drehte sich um und ging. Sie war unsicher, ob sie vergiftet sind, "Aber wozu?" Sie aß, ihr wurde übel, "Vermutlich wegen der Hitze." K musste die Klimaanlage abstellen, heizen, um die Motortemperatur aus dem roten Bereich holen zu können, das Kühlsystem reichte nicht aus. "Das ist Wahnsinn", murmelte sie, ihr Herz drückte, sie tat Aspirin ins Wasser, um das Blut dünnflüssiger zu machen. Sie legte sich hin und wartete auf den Abend. Der Abend blieb heiß. Sie schluckte eine Schlaftablette, obwohl sie wehrlos machte. Sie hatte nur noch Angst vor einem Herzversagen. Im Morgengrauen wurde es kühler. Sie erreichte den Ort, an dem der Führer hatte warten wollen. Sie war unsicher, ob sie ihn brauchte. Er könnte sich betrogen fühlen, ′Er könnte Nachrichten mit Buschtrommeln verbreiten.′ Sie bremste ab, Männer umringten sie, sie sollte warten. Sie wollte nicht warten. Als sie losfuhr, kam er aus einer der Hütten. K hielt beide Hände am Lenkrad. Er griff nach ihrem Fotoapparat, öffnete ihn und zog den Film raus. K verstand nicht, was das bedeutete. Sie bremste, bedeutete ihm, dass er fahren solle. Er zögerte, tauschte mit ihr den Platz. K fingerte im Waschzeug nach Tablettenkapseln, sie schloss die Fenster. Sie war bereit, eine Kapsel zu zerbrechen, Atemgift, dass sich in wenigen Sekunden neutralisieren würde, auszustoßen. Sie würde die Luft anhalten müssen. Aber es geschah nichts, was sie aggressiv stimmen musste. K hatte wenig getrunken, sie hatte Sorge, neben dem fremden Mann pinkeln zu müssen. Angst, dass ein Unfall oder Schlagloch einen Blasenriss verursachen könnte. Sie hockte sich hinter einen vertrockneten Busch, der Mann kam näher. K unterbrach, stand auf. Der Fremde bückte sich, schlug seinen Kittel nach oben. K bückte sich und zog aus dem Stiefelschaft eine spitze Kunststoffnadel und ließ sie in den Ärmel gleiten. Er ging nur pinkeln. Er schien zu glauben, dass sich der weiße Mann wegen seinem kleinen Schwanz genieren musste und zeigte ungeniert seinen, der lang und dick war. K erschrak, dass es sie berührte. Sie hielt ihm, als sie während der Fahrt einnickte, im Traum den Hintern hin, sie war erleichtert, dass sie, als sie aufschreckte, angekleidet saß. Sie fand es absurd, dass sie sich in der Hoffnung auf Informationen über den Tod ihres Vaters in Lebensgefahr begeben hatte. Die Kackhaufen zeigten Blut. Oberflächlich. ′Ich muss mehr trinken′, sagte sie. Kein Durstgefühl. Sie zwang sich, jede Stunde eine Tasse Wasser zu trinken. Vulkanschlacke lag bis zum Horizont schwarz im gelben Sand. Da und dort lagen leere Gefäße. ′Wo Esswaren sind, sind Mäuse, Schlangen.′ Sie sah überall Spuren von Schlangen. Sie sah sich um, griff nach einem Ziegenhorn, nahm es mit. Als sie am Morgen aufwachte, lag die Wüste im Nebel. "Wegen dem Ziegenhorn", sagte sie leise. Sie brachte es nicht zur Opferstätte zurück. Sie fuhr nach Kompass. Die Bewölkung hing wie eine Nacht über dem Tag. Sie dachte, dass mehr Menschen in der Wüste ertrunken als verdurstet waren. Die Ebene schien weit und ungefährlich. Berge spiegelten sich am Horizont in Wasserflächen, die es nicht gab. Sie sah Strommasten einer Stadt am Horizont. Achtzehn Kilometer entfernt. Sie dachte, dass der Weg im Sand einem Weg von vierzig Kilometern auf festem Boden entsprechen würde. K hatte an der Spur im Sand gesehen, dass sie auf kleinem Fuß lebte. Der Sand war am Morgen eiskalt, gegen Mittag heiß. K schippte, setzte Sandbleche unter, schob das Auto eine Länge voran. Sie zwang sich, geduldig zu sein. Sie wickete sich aus einem langen Seidenschal einen Turban, arbeitete wie eine Maschine. Sie erschrak, als sie, nachdem sie das Auto versetzt hatte, zwei Tropfen im Sand sah. Sie kroch unters Auto, es schien trocken. Als sie am Abend in der Tür saß, sah sie eine Maus an der Mülltüte, ′Sie reist mit und hat gepinkelt.′ K entdeckte, dass die "Spuren von Schlangen", Spuren von Mäuseschwänzen gewesen waren. Sie wechselte am Morgen den Luftfilter. Als sie losfuhr, nicht wegsank, trat sie aufs Gaspedal, um auf festen Grund kommen zu können. Sie musste die Sandbleche einholen, durch die Gluthitze schleifen. Die Kanten der Löcher, in die sie griff, schnitten ins Fleisch. Sie legte aus Seilen Schlingen, legte sie über die Schultern und zog. Die Seile drückten ins Fleisch. Sie hatte für zwei Kilometer achtundzwanzig Stunden gebraucht. K sah Tiere, es waren braune Mülltüten im Wind. Sie reagierte erleichtert, wenn sie Müll sah. Er zeigte, dass sie sich zivilisierten Gegenden näherte. "Müll als Stadttore." Sie fotografierte es nicht. Sie fotografierte Sonnenuntergänge und Sand. K sagte zu einem Mann, der ihr Tomaten verkaufte, dass das Land schön sei; er sah sie skeptisch an. Sie fragte nichts. Die verputzten Häuser waren Moscheen. Um Villenhäuser standen hohe Mauern. Da und dort hingen Plakate des Staatsführers, er trug eine Brille mit blauen Gläsern, "Sie färbt gelben Sand grün." In die Sandwüste waren Löcher geschoben, in ihnen hatten sich flachwachsende Pflanzen angesiedelt. Ku fuhr durch einen Grün- und Müllgürtel zur Küste. Sie hatte geglaubt, dass der rumliegende Müll von den Sonnenstrahlen ausgetrocknet, desinfiziert ist. Er stank. ′Wenn ich reich werde, schenke ich dem Land Müllverbrennungsanlagen.′ Sie durchstreifte eine Ruinenstadt. Sie sollte aufgebaut werden, sie hätte sie so gelassen. Die Räume von herrschaftlichen Häusern waren eine Parklandschaft geworden. Sie musste Parkgebühren zahlen, sie erhielt keine Quittung. Hinter dem Müll lag das Meer. Es verband Erdteile. Der Strand war weiß von aufgeriebenem Muschelkalk. Sie sagte sich, dass das unwahrscheinlich ist, dass jemand, der nachts an einem menschenleeren Strand spazieren geht, zum Räuber wird, ohne zu wissen, dass sich der Raub lohnen könnte. Grenze. Sie tankte. Ein Mann fragte nach einem Kugelschreiber, öffnete die Autotür und suchte in ihrem Handschuhfach. K war überzeugt, dass er kein Lybier war. Passkontrolle. Sie fuhr zum Zoll, parkte in einer Halle, sah, dass Bündel an Schuhen, Tomaten beschlagnahmt wurden. Die Tomaten wanderten in einen Topf, der über einem offenen Feuer hing. Es dauerte eine Stunde, bis ein Mann am Schalter erschien, das Nummernschild entgegennahm. Er wollte zwei, sie hatte nur eins erhalten. Sie fragte nach dem Pfandgeld, der Beamte schien sie nicht zu verstehen. Als sie die Grenzlinie überquert hatte, erneut Mehrfachkontrollen, " Schutz gegen Korruption." Sie musste einen Plastesack öffnen, in ihm lagen hart gewordene Brotkrumen. K wurde nach Schokolade gefragt. Sie stellte sich ans Meer, wo nirgends ein Haus zu sehen war. Als ein Mann auf einem Esel auf sie zu ritt, zog sie sich ins Auto zurück. Er klopfte, fragte nach Wasser. Sie dachte, dass sie Durstigen zu trinken geben muss, er trank mehr als nötig. Er zeigte auf ein Glas mit löslichem Kaffee, es war fast leer, K gab es ihm. Er wollte es bezahlen. K wollte kein Geld, er versuchte, ihr Münzen in die Brusttasche zu stecken. Sie wurde zornig. Er wich zurück, wies auf seinen Esel und machte Fotografiergesten. Sie dachte, dass sie ihm etwas geschenkt hatte und dass er ein Gegengeschenk in Form eines Fotomotivs machen will. Sie fotografierte ihn mit dem Esel. Er wollte, dass sie sich auf den Esel setzt. Sie schüttelte den Kopf, er griff nach ihrem, Arm, sie riss ihn zurück. Er griff nach ihrer Kamera und wollte sie öffnen. Er schien ihr das Bild entnehmen zu wollen. K wollte einen K.o.-Schlag setzen, er sah ihren Blick, setzte sich auf seinen Esel, zeigte auf einen Plastebeutel zu seinen Füßen. Er machte K zu seinem Diener, sie reichte ihm sein Gepäck. "Es ist ihr Land." Sie hatte sich gefreut, als kleine Kinder vor Freude in die Luft gesprungen waren, als ihr Auto an ihnen vorbei gerollt war, Menschen hatten gewunken, gegrüßt, "Als sei ich die Englische Königin." Aber sie verstand die Kinder, die ihr die Faust gezeigt hatten. Die Frauen trugen schwere Gefäße mit Brunnenwasser, das herb schmeckte, auf den Köpfen, in den Hotels der Touristen plätscherte Wasser in Swimmingpools. K sah aufs Meer, badete, schwamm mit geöffneten Augen. Ein Tintenfisch sah sie an, als sie sich näherte, spritzte er Tinte. Sie hätte gern mit ihm gespielt. Als sie das Wasser verließ, saßen Jungen vor ihrem Auto. K zog Sachen über die nassen Unterkleider und fuhr los. Sie suchte nach einem Schlafplatz, "Vielleicht hätte ich sie benutzen sollen." Sex war, sich wehrlos machen. Sie hatte kein Vertrauen. K sprach mir im Morgengrauen auf den Anrufbeantworter. Sie sagte, dass sie bedauere, mich nicht erreichen zu können, sie melde eine Urlaubsverlängerung an. Ich klingelte sie mehrmals an, sie ließ das Satellitentelefon ausgeschaltet. Ich ließ die Zimmertür im Hotel öffnen, trat ein und schrak zurück. Ich hörte das Geräusch eines schlagendes Herzens, ich merkte, das mir das Geräusch die Hand aufs eigene Herz zog. Ich zog mich auf den Gang zurück, spürte ein Stechen in der Herzgegend und verließ das Haus. Ich schickte einen Mitarbeiter hin, er erzählte, Wasser sei aus dem Duschhahn auf eine Plastefolie getropft. "Hast du es ausgedreht?" Sie fuhr querfeldein an exerzierenden Soldaten vorüber, der Weg endete in einem Bachbett. Es war ausgetrocknet. Das Auto kletterte nach oben, überstieg einen Gipfel, rollte ab. Sie sah linkerhand eine Oase, bog ein. Eine Frau lief auf sie zu, bat sie, ihr zu folgen. K zögerte, stieg aus. Sie wurde zwischen Palmen gebracht, erhielt Tee. Sie verstand nicht, warum die Menschen trotz Hitze gesüßten Pfefferminztee aus kleinen Becherchen tranken. Sie kicherten, zeigten auf einen Felsen, griffen nach Handtüchern, sie sollte ihnen folgen. Der Pfad führte in einen Felsen, in seinem Innern war schwefeliges Wasser. K entschied sich, zu vertrauen, legte Kleider, Papiere, Fotoapperat und Telefon ab. Die Weiber hockten im Wasser und sangen. Es klang wie Indianergeheul. Sie schrubbten einander mit Sandsteinen, griffen nach ihr, schrubbten sie. "Mama", sagte K.Die Frauen kicherten und nickten. Als K das Wasser verließ, wurde sie abgetrocknet und mit Zimt eingerieben. Niemand verstand, was sie sagte, die Frauen kicherten. K kicherte und war für Momente glückselig. "Das ist Urlaub", sagte sie. Gegen Abend begannen die Frauen die Handtücher im Bach auszuwaschen, sie packten Töpfe und Löffel in Körbe, stiegen entlang dem Bach ab und winkten K zum Abschied zu. K stand einige Minuten, als sei sie eingenickt, in einem Traum gewesen. Sie strich mit den Fingerspitzen über ihre Haut, sie war weich. "Ich bin eine Frau", sagte sie. Sie stieg auf. Das Auto stand unversehrt. Als sie in Lybien eine Frau gesehen hatte, die kein Kopftuch trug, in einem Auto saß, neben ihr ein Kind, hatten sie einander heftig zugewunken. Leila hate überlegt, ob sie ihr nachfahren sollte. "Vermutlich war sie eine Botschaftsangehörige, Ausländerin." olizeikontrolle. Ein Polizist fragte nach anderen Autos. K verstand nicht. Er behauptete, dass ihr Auto klein sei. K reagierte empört, "Das Auto ist nicht klein!" Sie musste warten, bis der Polizist begriffen hatte, dass es Menschen gibt, die in unwegsamem Gebiet allein unterwegs sind. Die Landkarten dienten für Groborientierungen, sie waren ungenau gezeichnet. Als sie sich am Rande einer Salzpfanne im Auto schlafen legen wollte, juckte ihre Haut, sie dachte an chemische Kampfstoffe, doch als sie die Taschenlampe angezündet hatte, waren es Mücken. K fühlte Leila in sich und dachte an ihre Kindheit zwischen Gras, Büschen, Seen. Sie fuhr durch Bergland, sah in Schluchten. In den Landschaften lagen verfallene Bergstädte. An der Straßenseite lauerten Führer, K umfuhr die Hügel, stieg von hinten auf. Sie stieg in unterirdische Städte, sehnte sich nach einem Mann und Wasser. Hunde streunten. Die Wüstengegend war zum militärischen Sperrgebiet erklärt worden. In seiner Hitze lag ein Gefängnis. Sie durfte das Sperrgebiet nur mit Erlaubnis und Führer betreten. Hotelgäste würden Erlaubnisscheine erhalten. Sie müsste neben dem Hotel einen Führer bezahlen, der Mann an der Rezeption sagte, sie dürfte ihn wegschicken. Sie dachte, dass sie nichts dagegen tun könnte, falls er sich nicht wegschicken ließ. Sie lehnte ab. Sie fuhr Richtung Hafen. Die Wege waren löchrig. Im Auto Geräusche. Sie suchte eine Werkstatt auf. Zwei Federn waren gebrochen. Die Federspitzen wirkten wie Sollbruchstellen. K war verärgert über den Hersteller, sie beschloss, sich in Deutschland gehärtete Federn zu besorgen. K fuhr eine Passstraße, zwei Kinder bremsten sie aus, hielten ihr drei Blümchen hin und wollten Geld. K gab ihnen Bonbons. Sie fuhr weiter und wurde erneut ausgebremst, ein Mädchen spielte auf einem löchrigen Metallrohr Flöte und zeigte ins Auto. Sie wollte Schuhe, Sonnenbrille, Creme. K brauchte ihre Schuhe, die Sonnenbrille, sie gab ihr die Cremedose und reagierte zornig, als das Mädchen die Tür nicht losließ. Sie mied Touristenattraktionen. Sie war bereit, an Grenzen eine Gebühr für Entwicklungshilfe zu bezahlen, aber sie wollte nicht angebettelt werden, "Die, die unverschämt sind, kriegen Geld, die anderen nicht." Als sie in einer Bank einen Geldschein wechselte, hatte sie gesehen, dass Jugendliche dicke Bündel von Geldscheinen auf Sparbücher einzahlten, "Sie sind reicher als ich." Sie erreichte den Hafen. Es war kühler geworden. Sie buchte eine Einzelkabine. Buchungsfehler - Eine Frau klopfte an, wies ein Ticket vor. Die Fremde war weiß gekleidet, auch die Wimpern und die Lippen waren weiß gefärbt. K reagierte neugierig und ließ sie ein. Die Fremde sagte, sie käme von Asien, dort hätten Männer und Frauen nebeneinander auf Stegen des Fährschiffs geschlafen. Sie fühle sich nicht wohl, wo nur Frauen sind. K spürte, dass die Frau ein Mann war. K tastete nach dem Dolch in ihren Schuhen. Sie fragte, von was der Fremde seine Reisen bezahle. "Invalidenrente." Er leide an einer Elektrosmogallergie, auch im Leitungswasser sei Elektrizität. Er schaltete im Duschraum die Lampe an, duschte. Der Fremde sagte, er hasse Kinder, er hasse diese braunhäutige Brut, die sich wie Ratten vermehrten. Eine Frau habe ihn um Geld angebettelt, er habe die Folgen ihrer Hurerei finanzieren sollen. Die Männer wären zu dieser Frau gegangen, nicht zu ihm. Er habe das ertragen müssen. Die Ausländer würden auf Kosten der Deutschen leben. K ging zur Rezeption, legte ihre Buchung vor und bestand auf einer Einzelkabine. Es war keine mehr frei, sie erhielt Geld zurück. Sie überlegte, ob sie sich der Frau entledigen sollte, in dem sie sie als Mann enttarnte. Es siegte Mitleid. Sie sah sich an, wie der Mann im Bett lag, in den Spiegel sah und sich den Ponny kämmte. Im italienischen Hafen Kontrollen. Sie schienen nach geschmuggelten Menschen zu suchen. K saß geschminkt und wurde durchgewunken, "Ich hätte ein ausgestopftes Krokodil unter dem Autodach transportieren können." Als sie in der Schweiz einen Schlafplatz suchte, hatte sie keinen Winterdiesel im Tank, sie wäre gern in die Berge aufgestiegen, sie blieb im Tal. K hatte sich ohne Auftrag, ohne Rücksprache mit mir, Pässe ausstellen lassen. Sie war ein Sicherheitsrisiko geworden. Als sie mein Büro betrat, klopfte sie nicht an. Sie ging schnurstracks auf meinen Schreibtisch zu, stützte sich ab, und zischte mir ins Gesicht: "Du kleine miese Ratte." Sie behauptete, sie habe nur testen wollen, wie weit ich bereit bin, ihr Leben zu riskieren. Ich wusste nicht, ob die Behauptung, ich hätte sie nach Afrika gelotst, ein Blöff war, um mich über ihre Eigenmächtigkeiten zu beruhigen. Sie konnte nicht wissen, dass ich den Auftrag erhalten hatte, Grenzsituationen in Lybien zu testen. Die Auftraggeber beschäftigten mehrere Agenten. Ich kaufte von dem Honorar ein Stück Land. Und registrierte nebenher, dass Leila bis in den Tschad gereist war, in der Hoffnung, etwas über ihren Vater zu erfahren. Leila war auf dem Klo, als zwei Frauen sich zu streiten begannen, prügelten. Sie trat zum Waschbecken, sah in den Spiegel, unsicher, ob der Kampf eine Show oder ernst war, als ein Stockelschuh ihr Bein, und als sie hinsah, ihr Auge traf. Die Frau, die den Schuh trug, hatte eine Haftpflichtversicherung. Ich riet K, das ausgelaufene Auge durch eine kleine Kamera ersetzen zu lassen, die Bilder ans Gehirn liefern könnte. K behauptete, die Wunde zuerst ausheilen lassen zu müssen. K wurde drei Wochen später auf einer Treppe zum Fluss angestochen und sank zusammen. Ein Passant alarmierte die Polizei und einen Rettungswagen. Ihr Kreislauf wurde stabilisiert. Das Auge war durch den Sturz aus der Verankerung gefallen und musste repariert werden. Als sie erwachte, konnte ich sehen, was K sah, wenn sie das Mobiltelefon angeschaltet hatte. Sie machte es selten an. Ich zeigte mir Bilder von Scheißhaufen im Klo. Sie sagte, sie habe sich ein neues Mobiltelefon gekauft und gab mir die Nummer. Ich musste ihr unterstellen, dass sie glaubte, dass ich begonnen hatte, sie zum Roboter zu machen. Ich kaufte eine Pistole, hielt sie testend in der Hand, als sie neben ihrem Ohr losging, das Trommelfell riss. Ich zahlte Schmerzensgeld, besorgte ihr fähige Ärzte, sie sollten das Trommelfell ersetzen. K erschien nicht zum Termin. Sie behauptete, das Trommelfell sei von einem anderen Arzt, in einer anderen Klinik ersetzt worden. Sie erschien dort nicht zum Kontrolltermin. Ich fragte mich, ob sie unter Verfolgungswahn litt, und glaubte, dass ich ihr das Trommelfell absichtlich zerstört hatte, um ihr eine Art Wanze einzubauen. "Er wird dir sogar Uhren, in denen ich Sprengstoff installieren lassen könnte, Parfümspray, in dem ich Betäubungsgift abfüllen lassen könnte, seidene Unterwäsche, mit denen du strangulieren könntest, abnehmen lassen. Er würde Geiseln, falls du sie nehmen könntest, opfern." K trieb sich, Kekse knabbernd, in der Nähe von Kirchen rum. Sie schlenderte an einem der Straßenprediger vorüber, "Du bist schön. Warum tust du das?" Er bückte sich, griff nach einem scharfkantigen Kieselstein, schlug ihn sich ins Gesicht, zog ihn nach unten: "Schönheit ist vergänglich. Wir haben die Wahl: Hölle oder Himmel", er sah K verächtlich an, "bis es zu spät ist."
"Zu spät?" Wir trafen uns im Behindertenklo eines Einkaufzentrums. Ich verschloss die Tür nicht, sie legte sich auf den Fußboden, ich hatte eine Hand an ihrem Puls, kühlte mit der anderen ihre Stirn. Jemand der käme, würde es als Notsituation verstehen. Sie flüsterte: "Ich soll Antworten erhalten, ohne dass ich Fragen stellen darf." Ihr Beschützer hatte sie fallen gelassen, sobald der Mann, der sich sein Herr nannte, sie für sich gefordert hatte. Sie hatte keinen Schutz. Außer sich selbst. Als er in sie gedrungen war, war K eine von seinen Frauen geworden. Die Frauen kämmten ihr das Haar und rieben ihren Körper mit Öl ein, es roch nach Blumen.
"Hast du kein Mitleid mit den Kindern?" fragte sie mich.
Es gab keinen Alkohol, der entspannt stimmen konnte. K fragte nach Kindheitserlebnissen. In der Geschichte, die sie von sich erzählte, hatte sie einen reichen, aber jähzornigen Vater, sie hätte die Wahl gehabt, einen riesigen Besitz zu erben, in der Familie behütet zu leben und seine heimliche Geliebte zu sein. Sie sei davon gelaufen. Sie habe in jedem Mann, in jeder Frau, eine Familie gesucht, in der sie "ich selbst" bleiben darf. K begann zu behaupten, der selbsternannte Messias plane einen kollektiven Selbstmord, um eine biblische Geschichtsfigur werden zu können, "Er sagte: Hitler war genial." K nahm Urlaub - ich war gewarnt. Sie spürte den Vater eines der Mädchen auf, die mit ihrer Mutter im Lager lebten, sie konfrontierte ihn mit der Behauptung, dass seine zwölfjährige Tochter zur Geliebten eines Mannes, der in seinem Alter war, gemacht worden war. Sie konnte auf seine Eifersucht rechnen. Die Mutter gab ihm das Kind für ein Wochenende, es wirkte verängstigt. "Es denkt ich bin der Teufel. Ich bin dein Vater", sagte er. Er hatte ein weitläufiges Haus mit Terrassen und Bädern, im Lager standen Baracken, es gab kein Bad, er hatte ein großes Auto, das Kind durfte essen, was und wann es wollte. Er brachte das Mädchen vor einer Kamera zum Reden. K übergab mir das Material. Ich gab es weiter. Schüsse, Brandstiftung. Insassen starben an Rauchvergiftungen. K glaubte, dass das Militär über Nervengase verfügte, die Menschen sofort kampfunfähig hätte machen können. Sie fühlte sich am Tod der Frauen, Kinder, einiger der Männer, die sie als Opfer sehen wollte, schuldig. Sie sagte das erste Mal, dass sie in Entscheidungszentralen sitzen will. "Ich mache, was ihr wollt. Ich weiß nicht, was ihr wollt." Leila verstand nicht, dass Menschen aus Angst vor einer Hölle, bereit gewesen waren, eine Hölle zu ertragen. Sie erinnerte sich, dass ein Mann ihr ein Filmstudio angeboten hatte. Aber das Gefühl ihren Körper ihm hingeben zu müssen, um ein Filmstudio zur Inszenierung von Gegenwelten haben zu können, ließ ihren Körper so versteifen, "dass er zerbrechen würde, falls ich mich bewege." Sie hätte nach Dead Horse fliegen können, sie wollte festen Boden unter den Füßen. Es war verboten, den Highway nach Norden mit einem Mietwagen zu befahren, er war stellenweise geschottert. Sie sagte, dass sie bereit ist, das Risiko einzugehen, Schäden am Auto bezahlen zu müssen, der Verleiher drohte mit Prozessen. K fand das albern. Aber sie hatte von Gerichtsprozessen gehört, in denen Unschuldige zu Tode verurteilt worden waren. Sie wollte vor kein Gericht, weil sie Eigentumsrechte missachtet hatte. Sie fuhr mit einem fast leeren Bus nach Fair Banks. Sie ging auf Parkplätze und las an Trucks Aufkleber mit Informationen, dass die Fahrer ihr Auto kontrollieren sollen, bevor sie Richtung Norden fahren, sie bräuchten Ersatzräder, warme Kleidung, gutes Schuhwek, Lebensmittel, falls Notfälle sind. K fragte einen Fahrer, ob er nach Norden fährt. Er dürfe niemanden mitnehmen. K tat, als kenne sie die Antwort nicht, und fragte andere. Am nächsten Tag sagte einer, dass er sie mitnehmen würde, er wollte Geld oder Sex. K zählte ihm Dollars in die Hand, holte ihre Reisetasche, stieg ein. Wenn ihnen Lastwagen begegneten, bat der Truckfahrer, dass sie sich abduckt. In der Tiefe neben dem Highway lag ein Auto auf dem Dach, K fragte, ob er abbremsen könnte. In ihrer Fantasie hing ein Verwundeter im Gurt, "Er könnte bereits verwest sein." Der Fahrer sagte, dass die Räder mit orangener Farbe besprüht sind, - "Der Unfall ist abgeschlossen." Der Truck kletterte in ein schneebedecktes Gebirge, rollte ab. K hielt die Hand aus dem Fenster, holte sich weiße Flocken auf die Haut. Sie tauten. Schnee lag bis ins Tal. Sie fröstelte, lenkte den Strom der Heizung auf ihre Hände. Es war Hochsommer. Der Truck überholte Radfahrer, "Die sind verrückt", dachte K und sagte sich, dass andere sie für verrückt halten könnten, weil sie einen Auftrag angenommen hatte, den sie nicht verstand. Der Truck überfuhr eine langgezogene Brücke. K behauptete, pinkeln zu müssen, der Truck bremste, K sprang ab, lief zum Flußufer, sah Wasser und Boote sehnsüchtig an. Sie sah an der Brücke schwenkbare Kameras. Sie kauerte sich hin, pinkelte nicht. Sie hatte ein Klohäuschen gesehen. Falls sie sich nicht auf die Klobrille setzen würde, würde sie den Rand bepinkeln. Sie wollte sich nicht auf fremde Klobrillen setzen, sie zog sich ins Gebüsch zurück, pinkelte in die Tatzenspur eines Bären. K ging zum Truck zurück, die Tür lag hoch, sie konnte nicht einsteigen, ohne sich mit Schlamm zu beschmieren. "Es gibt hier Bären", sagte sie. "Ich war im Busch und hatte die Türen aufgelassen. Plötzlich hupte es. Ich rannte zurück, sah einen Bären aussteigen. Er hatte das Lenkrad zerbissen." K schauderte. Die Straße wurde nach und nach trockener. Staubwolken lagen in der Luft. Der Fahrer bremste ab, lenkte auf einen Seitenweg, bremste, blieb stehen. Zwischenstation Coldfoot. K hatte Einlegesohlen in die Gummistiefel gelegt. An der Tankstelle stand ein Mann mit nackten Armen, Beinen. K fror. Das Abendessen in der Baracke mit Plastestühlen war so teuer wie zu Hause in einem exklusiven Restaurant. Der Truckfahrer schlief im Auto, sie im Hotel. Es war eine Baracke. Der Fahrer beugte sich am Morgen seitwärts, öffnete ihre Tür, sie stieg ein. Er sagte, dass er nach Wiseman abbiegen werde, die Straße sei nordwärts weggebrochen, für drei Tage gesperrt. K sagte, dass sie sich eine Telefonkarte kaufen müsse; die Nachricht wurde im Kiosk bestätigt. Die Straße war weggebrochen. K fragte, warum sie die Trails entlang der Pipeline nicht freigaben. Keine Antwort. Wiseman bestand aus halb zerfallenen Häuser. Der Trucker brachte sie zu einer alten, zierlichen Frau, sie kochte Kaffee, zog sich zurück. Als sie aus der Schlafkammer trat, war sie geschminkt und roch nach Parfüm, es war Sonntag, die Frau ging zur Kirche, der Trucker erhob sich und folgte ihr. K legte den Kopf auf die Arme. Als sie wieder kamen, schob ihr der Trucker das Geld zu, das sie ihm gegeben hatte, und sagte, dass ein anderer Mann Richtung Norden fahren und sie mitnehmen wird, "Für mich ist das verboten, dich mitzunehmen. Ich habe genug Geld." K diskutierte nicht. Sie hatte Hunger, holte aus ihrer Reisetasche eine Fisch- und eine Muschelfleischbüchse, ging zum Schrank, deckte den Tisch für drei Personen. Als sie aufsah, stand ein älterer Mann in der Tür und sagte: "Es gefällt mir, wie du das tust. Ich mag das nicht, wenn man die Gäste bedienen muss." Eine Frau trat mit einem Kind auf dem Arm in den Küchenraum, zwei Kinder tollten um ihre Beine. K streichelte ihnen über den Kopf. Die Frau sagte, dass sie im Ort noch zwei Kinder brauchen, um eine Schule gründen zu dürfen; K spürte ein Ziehen im Bauch. Nach dem Essen räumte sie den Tisch leer, kochte Wasser, wusch das Geschirr ab. Der Fahrer sagte, dass sie dem älteren Mann folgen soll. Die alte Frau stellte sich auf die Zehenspitzen, um K zu umarmen. "Sie hat gemerkt, dass sie mich an meine Großmutter erinnert", K umarmte die alte Frau. Sie trug ihre Tasche zum Auto des fremden Mannes, warf sie auf die Ladefläche, er wendete auf dem Flugplatz, K sah Flugzeugteile, "Was ist das?" "In meiner Hütte ist der Dieselofen an." K wischte den Tisch ab, der voll von Kaffeeflecken und Tabakkrümeln war, setzte sich in die Nähe des Ofens. "Gold interessiert dich nicht?" fragte der alte Mann, dessen Hosen unter dem Bauch hingen, die Arschritze war sichtbar. "Nein." Er nahm eine Blechpfanne warf aus einem Röhrchen Dreck, ließ Wasser in die Schüssel laufen und kreisen. Das Gold löste sich von der schwarzen Erde, konzentrierte sich in einem Fleck. K spürte, wie der Glanz des Goldes ihre Augen glänzen ließ. Sie grinste. K wusste, dass sie am Ungeschütztesten gegen Mücken war, während sie sich auf die Durchführung eines Auftrages konzentrierte. Leila erinnerte sich, dass die Mücken nach Regen besonders aggressiv waren, als hätten sie eine letzte Chance erhalten. Im Zimmer waren keine Mücken, im Zimmer waren Fliegen. Sie summten, setzten sich auf die Haut, fuhren durch einen Rüssel eine Nadel zur Haut, stachen zu, leckten das Blut auf. K schlug zu. "Eine von vielen." Ein Insekt, das wie eine Hornnisse aussah, fing eine der Stechfliege im Flug, biß ihr in den Hals, rupfte ihr die Flügel aus. K wollte sie nicht als Partner. Leila ging entlang eines zerfallenen Schienenstrangs, links und rechts Gräben, der Weg endete an einem Damm aus Ästen, vor ihr begann eine Wasserstraße. Ein Biber hatte Bäume gefällt, das Wasser angestaut. Leila zerstörte den Damm nicht, um das Wasser abfließen zu lassen, weiter gehen zu können, sie kehrte um. Er erzählte, dass er eine Arbeitserlaubnis brauchte. Er erzählte, dass er als Holzfahrer arbeitete, dass er eines Tages heimlich die Grenze überquerte, südwärts trampte, er erzählte, dass er erzählte, dass er als Austauschstudent unterwegs ist. Als er mittellos geworden war, habe ihn ein amerikanisches Millionärsehepaar adoptieren wollen. Er hatte geglaubt, behaupten zu müssen, dass er seinen Pass verloren hat... er musste sagen, dass er kein Austauschstudent, sondern ein illegaler Einwanderer ist. Er sollte das Land verlassen. Der Beamte ließ ihm die Wahl, nach Kanada zurückzukehren oder sich in einer Fabrik den Rückflug nach Deutschland zu verdienen. Er fuhr mit einem Bus nach Kanada zurück. Er hatte keinen Ausreisestempel und behauptete, für einen Amerikaner ein Auto über die Grenze gefahren zu haben, der zu einer Beerdigung in Kanada gewesen sei, Alkohol getrunken habe; die Grenzer hätten den Autobesitzer, aber nicht ihn als Fahrer kontrolliert. Der Grenzer habe die Geschichte zögernd akzeptiert. Er habe den amerikanischen Beamten angerufen, gesagt, dass er in Kanada ist; der Beamte habe die Telefonnummer überprüft, zurückgerufen, und ihn von der Liste der illegal Eingewanderten der USA gestrichen. Er sei zum Arbeitsamt gegangen und habe nach einem Job gefragt, in dessen Nähe keine Straßen zum Abhauen und keine Mädchen sind. Er sei in eine Mine geschickt worden. Man habe ihn zum Vorarbeiter gemacht, "Dann nennen sie dich SS und erzählen Greuelgeschichten." Er war überzeugt, dass die Juden Deutschland in den Krieg getrieben hätten, um es nach einer Niederlage für sich arbeiten zu lassen. "Das hat mir ein Jude erzählt, der beim Versailler Vertragsabschluss anwesend war und später im weißen Haus als Berater arbeitete, bis er dachte, dass er seine Söhne aus diesen Geschichten, in denen sie als Soldaten Krieg führen müssen, raushalten will und in die Öffentlichkeit ging. Prinzessin Diana haben sie auch getötet, weil sie einen Araber als Geliebten hatte..." Der alte Mann rauchte eine selbstgedrehte Zigarette nach der anderen und griff plötzlich nach Schlaftabletten. K ging in ihre Hütte, das Bettzeug roch muffig, sie öffnete die Whiskyflasche, sie dachte, dass der alte Mann in einem Glaubenssystem lebte wie Zeugen Jehovas. Er hatte traurig und in einem beschwörenden Ton gesprochen, als er behauptete, dass das Jüdische Volk von Menschen, die die Weltherrschaft erobern wollen, missbraucht werde. Auf der Bank lag ein Jagdgewehr mit Zielfernrohr. Es war ein verregneter Morgen. K hatte Mehl, Wasser, Salz, Backpulver zu einem Teig verrührt, Fladen gebacken. Sie aß sie mit Zwiebelscheiben, der alte Mann mit Sirup. "Hörst du!?" Der Mann griff nach dem Gewehr, "Das sind Stachelschweine." Er stand in der Tür, wendete sich nach draußen und hielt den Gewehrlauf auf ein Erdhörnchen, das auf seinen Hinterpfoten saß, zur Tür sah, er schoss nicht, "Ich bin Kleinwildjäger. Für anderes ist keine Zeit. Es hat sich fett gefressen. Ich lasse sie nicht ins Haus." Er nahm einen Fladen vom Tisch, hing ihn an eine Wäscheleine, das Hörnchen kletterte an der Hauswand nach oben, balancierte auf dem Strick, rutschte ab, fing sich, hangelte, bis es den Fladen erreicht hatte, "Ich mache Zirkus für dich", sagte er, "Aber du wirst weggehen." K kochte Kartoffelbrei mit Speckbohnen. Der Mann sagte: "Es ist einfach, aber es schmeckt", er süßte den Kaffee. "Ich esse sonst Waffeln", sagte er, "Nichts als Waffeln. Vanille und Schokoladewaffeln." Er zog zwei Goldstücke aus der Hosentasche. Sie waren so lang wie ein Fingerglied, in eins war ein Kristallstück eingebettet. Das Gold war nicht poliert. K sagte: "Ich habe draußen gepinkelt. Die Erde schimmerte silbern und golden, es war nur Glimmer." "Ja. Glimmer ist eckig", sagte er, "Gold ist weich und abgerundet." Es war eine Spur Zärtlichkeit in seiner Stimme. "Das Gold liegt im Dreck. Du brauchst Maschinen. Während Versteigerungen sind sie nicht teuer. Aber du hast keine Garantie, ob sie keinen Schaden haben, du kannst nur den Motor testen, bevor du sie kaufst", sagte er, "Wenn du willst, stecke dir einen Claim ab, gehe ins Tal und melde ihn an. Du wärst von mir unabhängig." K erhob sich. K trug keine Pistolen bei sich. Sie musste Grenzen überschreiten. Kontrollen könnten Schusswechsel provozieren. Als Leila Blaubeeren suchte, sammelte, erinnerte sie sich, dass nur die Liebhaber schrägtöniger Musik sie ermutigt hatten, zu singen. "Es könnte den Bären verschrecken", sie sang. Sie zündete in der Nacht Feuer an. Die trockenen Äste jagten Funken in den Himmel, die feuchten legten Rauchschwaden über die Landschaft. Sie sah das verzückt an, lehnte ihren Kopf zur Seite, als könnte ein Mann dort sitzen. Sie war allein. Der alte Mann schlief. Er schien müde. Er schlürfte Kaffee. K war besorgt, er könnte die Abreise verzögern. "Du willst weg?" fragte er.
"Ich will nach Dead Hoarse." Sie fuhren zum Highway. Es nieselte. Eine Elchkuh überquerte die Straße, der Mann bremste ab, es folgte ein Kalb. Sie dachte, dass ein Truckfahrer nicht hätte bremsen können. Aus dem hoch gelegenen Fenster der Truckkabine hatte sie weit in die Landschaft sehen können. Der Goldwäscher behauptete, dass der Motor nicht ziehe. K fürchtete, dass er sie in einen Pannensituation bringen will. K sagte, dass er den Motor weiterlaufen lassen soll, öffnete die Motorhabe, frage nach einem Schraubenschlüssel. Der alte Mann hatte keinen. Sie sagte, dass er sich in Dead Hoarse einen besorgen müsse, die Einspritzdüsen einzeln lockern und festdrehen, wenn sich der Sound nicht verändere, habe er die kaputte Düse in der Hand. "Und dann? Es gibt dort keine Werkstatt für Personenwagen." K sah am Straßenende mehrstöckige Containerhäuser, sie standen auf Stelzen oder Schlittenkufen. Der Ort hieß "Totes Pferd." Zwischen den Containern Trucks und Anhänger mit torgroßen Rädern, Ketten, Schlittenkufen. K staunte und verabschiedete sich rasch. Sie hatte sich an einem Laden absetzen lassen, "Er ist der einzige Laden?" - "Ja." Sie wollte ein frisches Brot. Regale mit Postkarten, Porno- und Waffenzeitschriften, Videos, Computerspielen, sie sah Tampons, teure Parfüme, Jacken und Mützen. Sie kaufte sich zwei Stangen Trockenfleisch, es gab kein Brot, nur Bonbons; "Die Arbeiter werden verpflegt." Als sie den Laden verließ, kicherten drei Frauen und ein Mann, weil in einen Stapel mit Einkaufskörben an der Tür ein Pornovideo lag, als habe es jemand bezahlt, aber nicht mitgenommen. Ihr Blick glitt vor der Tür vom Treppenabsatz über den Parkplatz, das Auto des Goldwäschers war weg. Sie schleppte die Reisetasche über menschenleere Plätze. Sie sah am Straßenrand Wasserflächen, die Buchten eines Ozeans im Nebel sein könnten. Sie würde den Ozean nicht sehen; er lag im Sperrgebiet. Kommerzielle Reiseunternehmen durften passieren, "Aber der Ozean sieht vermutlich wie diese Wasserbuchten aus." An einigen Containern stand ein Schild auf dem Dach, "Hotel." K blieb an einem Haus stehen, in dem einzelne Fenster verschiedene Gardinen hatten, "Das könnte ein Wohnhaus sein.". Sie stieg Treppen nach oben, stand in einem langen Gang, links und rechts Türen mit Nummern, sie klopfte. Nummer Sieben antwortete, "Je?" Sie öffnete, fragte nach Mike Koslowsky. "There!" Koslowskys Tür war verschlossen. "He works." K öffnete ihre Reisetasche, steckte das, was Besitzgier auslösen könnte, in eine Plastetüte, schob die Tasche in den Türrahmen von Koslowskys Zimmer und schlenderte mit der Plastetüte durch den Ort. Die Straßen endeten blind oder an Wachtoren und Schildern: "Kein Alkohol, keine Drogen, keine Waffen." Polizeiwagen kreisten. K grübelte, was die Menschen aggressiv machen könnte, sie sah zum Himmel. Er war grau. Wind wehte, K fröstelte, lief zum Wohnheim zurück und hockte sich auf den Gang. "I"m waiting for Koslowsky." Ein Mann, der hinter der Tür Nummer Elf wohnte, bat sie in sein Zimmer, sie erhielt Kaffee. "Girlfriend?" Als sie aufwachte, saß der fremde Mann an ihrem Bett, sagte "Excuse me" und streichelte ihren nackten Arm. "Excuse me", sagte K und zog den Arm unter die Decke. Er stand auf, trat ans Fenster und sagte gegen die Scheibe: "Es erschreckt mich, wie schnell etwas zu spät sein kann." Als Koslowsky zurück gekommen war, ließ er sich auf einen Stuhl fallen. K sah die Flasche, die in einen metallenen Boden eingelassen war, an, öffnete sie, spritzte sich Flüssigkeit auf den Handrücken, roch.
"Wird es ihr gefallen?" fragte Koslowsky. "Ich gehe jetzt", hörte sie Koslowsky sagen. Die Wolkendecke war über ihr gewesen, sie lag unter ihr. Die Sitzfläche war schmal, der Mann neben ihr störte. K spürte eine Hütte tief unter sich liegen, in die ein Bär drang, unter das Bett kroch, an Bettfedern hängenblieb, er verwüstete die Hütte, die über ihm zusammenstürzte. Der Abdruck einer Bärentatze blieb auf einer Spiegelscheibe. K betrat die Schalterhalle, sah sich um. Es war vereinbart, dass sie beobachtet wurde. Falls Gefahr wäre, würde einen Mann oder eine Frau in ein rotes Taschentuch schneuzen. Sie ging aufs Klo, eine Frau betrat das Nebenklo ächzte. Es stank. K sah, dass eine Flasche Parfüm unter der Zwischenwand hindurch vor ihre Füße geschoben wurde. Sie war die gleiche, die sie in der Plastetüte trug. Sie zögerte, wühlte, schob ihre Flasche unter der Zwischenwand in den Gestank von Scheiße. Sie reinigte die Klobrille, die sie bepinkelt hatte, weil sie sich nicht auf fremde Klobrillen setzte, spülte, öffnete die Tür, trat zum Waschbecken. Der Schlüpfer saß nicht richtig, sie musste nach dem Bund fingern. Die Frau fragte: "Wollen Sie?" und besprühte Leilas Hals, ohne eine Antwort abzuwarten, "Mögen Sie den Geruch?" K verstand nicht, warum sie nun zwei Parfümflaschen hatte. Der Zollbeamte winkte sie in einen Nebenraum. Er fragte: "Sie haben nichts dagegen, dass wir ihre Parfümflaschen gegen neue austauschen?"
K hatte keine Angst vor Lügendedektoren, sie hatte gelernt, Parallelgeschichten zu erleben: Sie war als Leila gereist. Sie hatte einen entfernten Verwandten ihres Vaters besucht. Sein und ihr Name waren slawisch. Sie hatte ein Geschenk für seine Mutter mitgenommen. K trank Kakao, wartete auf den Abflug oder was sonst geschehen könnte. Es geschah nichts Ungewöhnliches. Sie stand plötzlich auf und verließ die Schalterhalle. Der Schreck, als Spionin verhaftet und eingesperrt werden zu können, hatte sie verstört. Sie riskierte, um sich eines Freiheitsgefühls zu vergewissern, Kontrollen, Schikanen, das heißt, sie mietete ein Auto und fuhr nach Norden. Niemand schoss zur Warnung auf die Reifen. Das Auto kletterte Wege zwischen schneebedeckten Bergen nach oben, sie endeten an Schranken. Eispfropfen hatten stillgelegte Bergwerksstollen verschlossen, die angestaute Wasserflut könnte durchbrechen, sie wegspülen. Sie lief in einen Schacht, dessen Eingangsbereich mit Wellblech ausgekleidet war. Sie ging mit einer Taschenlampe hinein, stockte. Ihr Verstand fand es albern, aber ihr Herz reagierte verstört, weil ihr Hirn ein Herzklopfen aus dem Berginnern zu hören schien. Sie legte die Hand auf ihr Herz, es stach. Als sie weiter ging, glaubte sie Turbinengeräusche zu hören, "Das ist nicht möglich." Der Schacht war stillgelegt. "Es ist möglich." Sie atmete gleichmäßig, das Herz blieb nervös. Es waren Wasserfallen im Boden, für deren Durchquerung sie Watehosen gebraucht hätte. "Wenn es bodenlos wird, laufen sie voll und ziehen nach unten." Sie hatte keinen Auftrag, sie kehrte um. Sie grübelte im Flugzeug, ob sie wegen diesen Geräuschen im Innern der Berge nach Alaska geschickt worden sein könnte. Ich erkannte sie am Geruch, bevor ich sie sah. K stellte mir die Parfümflaschen hin und sagte: "Ich mag das nicht mehr." Sie sah mich an wie ein Kind, das gelobt werden will. Ich lehnte mich zurück, sah sie mit zusammengekniffenen Augen an, griff in der Schublade des Schreibtisches nach einer Pistole und fragte: "Bist du ein Doppelagent?" Sie sah mich verblüfft, verächtlich an. K hatte keinen Whisky in der Wohnung, um keine Alkoholikerin zu werden, sie hätte zum Bahnhof laufen müssen. Sie wählte eine Telefonnummer, hörte ein schlaftrunkenes "Koslowsky", sagte: "Als du gegangen warst, bereute ich nachts geschlafen zu haben. Glück auf deinen Weg!" Sie legte den Hörer auf; sie ärgerte sich, dass das Gefühl von Einsamkeit, sie für einen Moment unberechenbar gemacht hatte, "Falls er mich fasziniert hätte, hätte ich den Flug verschoben. Er hatte mich also nicht fasziniert!" Sie durchsuchte ihre Schmutzwäsche, ihre Reisetasche, der alte Goldgräber hatte ihr kein Gold ins Gepäck gesteckt, um sie zu verführen, zu ihm zurückzugehen. Sie spürte Sehnsucht nach unpoliertem Gold. Die Parfümflaschen waren normale Parfümflaschen. Es waren keine Daten eingespeichert. Während die allein reisenden Frauen das Sicherheitspersonal beschäftigt hatten, hatte ein Mann die Grenze überquert. K rief mich am nächsten Tag an: "Vielleicht sah er ihm nur ähnlich." Eine Zeiteinheit wurde: Wieviel Trinkwasser habe ich noch - Sie hatte es in Behältnisse füllen lassen, die sie tragen konnte, falls sie das Auto entlasten müsste, um über Sandpassagen zu kommen. Sie musste es. Sie rief mich an und bat mich um einen Rückruf. Ich klingelte den Gemüsehändler an, den sie um Erlaubnis gefragt hatte. Er berechnete ihr den Preis, den der Anruf gekostet hätte, wenn sie mich angeklingelt hätte. K protestierte, sie war bereit, Polizei zu riskieren. Als Kunden kamen, K sie in die Diskussion einbezog, war der Vorfall beendet. Der Geldmangel ließ sie leichtsinnig sein. Ihr Auftrag war, das Land zu durchqueren, Armeeverhalten zu protokollieren. Ich hatte sie gebeten, sich einen Reisepartner zu suchen, um unauffälliger agieren zu können, sie zog es vor, den Posten zu sagen, dass sie zu ihrem Reisepartner unterwegs ist. Die Landkarten waren mangelhaft, sie fuhr oft nach Kompass. Sie lag ein paar Tage lang mit Fieber. In Felslöchern stand Wasser. Der Boden war verschlammt. Sie nahm Wasser ab, goss fadendünne rote Würmchen aus, kochte das Wasser, es war salzig. Sie spannte die überlebensdecke des Verbandszeugs ins Fenster, schluckte Aspirin, Eschinazin und Ginseng. Das Fieber ließ nach drei Tagen nach. Als sie ein Brunnenbecken erreichte, wurde es von Bullen bewacht. In einem anderen schwamm Viehzeug. Sie wusch sich die Haare, ängstlich, Würmer könnten durch die Kopfhaut dringen. Sie badete im Meer. Es gab Stellen, da zerrte das Meer nach draußen. Krabben krabbelten wie eiskalte Händchen über den Sand und verschwanden in Erdlöchern. Sie hatte sich die Haare kurz scheren lassen, schminkte Lippen rot, es hielt Männer auf Abstand. Ab und zu pfiff ein Mann, stellte das Radio im Nachbarauto laut, sie sah nicht hin, der Fahrer begann zu singen, sie sah nicht hin. Vögel balzten, ihre Hälse wurde dick und rot. K reagierte auf Männer, die ihr in Deutschland gefallen hätten. Sie sah: Soldaten mit schlanken Körpern, schönen Gesichtern hinter dem Schreibtisch eines Büros. An der Wand hing das Bild eines blonden Pinupgirls. Sie senkte den Blick. Sie sah Kühe mit Kakteenstacheln im Maul. Da und dort lagen aufgedunsene oder verdorrte Rinder. Vögel pickten ins Gedärm. Ein Soldat klopfte die Seitenwände des Autos ab. Ein anderer sah in Streichholzschachteln. Nachts beleuchteten brennende Benzinfäßchen die Kontrollstationen. Waffenschmuggel nach Süden, Rauschgiftschmuggel nach Norden. Kakteen standen bizarr. Mexikaner standen anTankstellen, um Autoräder aufzupumpen. K musste Reifen wechseln. Sie hatte Flickzeug im Gepäck. Der Notverband hielt einige Tage. Niemand versuchte, ins Auto zu sehen. Niemand kam, während K im Auto rastete, ans Auto. Nur einmal fuhr ein Auto zu ihr hin. Es war dunkel geworden, K kurbelte das Fenster hoch, löschte das Licht. Der Mann stieg aus, schüttete Wasser auf seinen Motor, nahm Kanister aus dem Kofferraum, schüttete Benzin von einem zum anderen. K rechnete mit Brandstiftung. Aber der Mann stellte die Kanister ins Auto, wendete und fuhr davon. "Vielleicht ist sein Tank kaputt." Einige Autos waren aus Wracks zusammengeschweißt. Sie fuhr ein deutsches Auto. Die Kupplung kuppelte verzögert. Bremsprobe. Es knallte. "Das war ein Stein." Die Bremsscheibe war abgerissen. "An einem Berghang im Verkehr - tot oder verkrüppelt." K stabilisierte die abgerissene Scheibe mit Holzkeilen und fuhr das Auto bergauf und bergab, sie fuhr vierhundertfünfzig Kilometer bis zu einem Ersatzteilladen. Kackreiz folgte dem Schreck. Als sie auf einen Nebenweg fuhr, sank das Auto in Schlamm. Sie legte die Winde an den Fuß eines Strommastes, um das Auto herauszuziehen, ängstlich, er könnte brechen. Die Bremsscheiben mussten aus den Vereinigten Staaten geholt werden, sie wollte keinen Grenzgang riskieren, es war ein Tag vor Weihnachten, sie musste vier Tage warten. Sie fuhr mit Motor- und Handbremse in die Berge. Zwischen riesigen, bizarr geschichteten Steinen und Kiefern lagen Fetzen Schnee. K stellte Kerzen hinein und hörte im Radio Weihnachtsmusik. Ein dünner Hund trottete vorbei, sie schenkte ihm ein Ei. Er legte sich hin, pfötelte es hin und her, nahm es vorsichtig in den Mund, bis er es zerbiss. Ein Kind weinte, sie gab ihm Bonbons. K versuchte vor dem Autoteileladen die Bremsscheiben zu wechseln, sie stellte sich auf die Ratsche, um Schraubverbindungen zu lösen. Die Ratsche überdrehte, die Muttern saßen fest. Sie musste in eine Werkstatt, die über einen Druckluftschrauber verfügte, und zahlen, sie verstand es als Unterrichtsstunde: Die Mutter, an der sie gescheitert war, hätte sie nicht lösen müssen. Die zweite Scheibe wechselte sie selbst. Auch sie zerbrach nach einem kurzen Schlag. Als sie ins Gebirge zurückfuhr, notierte sie, dass die Posten sie durchwinkten, "Als sei das Auto bereits bekannt." Einige Pisten hatten Wellblech, K spürte ihre Brüste. Ein Weg war mit einem Baum versperrt, sie zog ihn mit der Winde und Hilfe anderer Bäume zur Seite. Sie verlor einen Ohrring. Als sie es bemerkte, hatte das Loch im Ohr bereits begonnen, zuzuwachsen. Sie steckte eine Feder durch, "Das ist zu theatralisch." Ks Rock zerfetzte. Sie flickte ihn mit Isolierband. Sie sah Unterröcke, "Wozu gibt es Unterröcke, wenn es keine Röcke gibt nur Hosen? - Für Kittelschürzen. K kaufte sich ein großes Tuch und knotete es um die Hüften. ängstlich, der Knoten könnte sich lösen. Sie zog einen Schlüpfer an. In der Hitze verursachten Schlüpfer Geruch, wunde Stellen. K verlor die Angst vor Übergriffen. Andererseits waren Fenster und Vorhöfe von Häusern umgittert, auf den Parkplätzen stand vor großen Kaufhallen Sicherheitspersonal, dem die Kunden Geld zusteckten. Ein Mann vom Sicherheitspersonal fragte K, ob sie Schokolade wolle. K schüttelte den Kopf. Sie dachte: ′Es ging vermutlich um Rauschgift.′ Auf der Landkarte Seen, Flüsse. Ausgetrocknet. Salzseen glitzerten, als läge in brütender Hitze Schnee. K fuhr entlang von Schienenstrecken durch die Wüste, scheu, Männer könnten ihr nicht glauben, dass sie in dieser ödnis ihren Mann sucht. Sie beschloss, sich Fotografin zu nennen. Sie sah Cowboys mit Hüten und Lederschürzen auf Pferden und zog sich einen Männerhut tief ins Gesicht. Sie reagierte verzückt, als sie einen Fluß sah und spürte Lust, sich in ihm treiben zu lassen. Sie lief in eine Schlucht, stapfte in Leggins durch Wasser, entsetzt, als sie Männerstimmen hinter sich hörte. Drei Soldaten. "What do you want?" fragte sie hart. "Foto", sagten sie und hielten einen kleinen Fotoapparat in die Höhe. Sie wollten einander in der Klamm fotografieren oder hatten gesehen, dass ein Rock vor dem Wasser lag, es hatte Fantasien geweckt. K ging ihnen entgegen, an ihnen vorbei, sie wichen zur Seite. Ihre Gewehre hatten kein Magazin. K wollte sich durch Kakteenwälder in die Vereinigten Staaten durchschlagen. Wege endeten. Sie wählte einen kleinen Grenzübergang, ′weil man an ihm reden kann.′ Sie wurde nicht nach Waffen gefragt. Die Beamten fragten nach Geld. Sie zeigte Kreditkarten. Kreditkarten sind kein Geld. K behauptete, dass ihr Agent Bilder verkaufe und verwies auf die Webseite. Die Beamtin sah auf den Bildschirm, "Ist das Sex?" - "Nein. Formen." Sie durfte passieren. K hörte Vogelzwitschern, es war ein Erdhörnchen. Es beschimpfte sie. Sein Fell schien weich, K wollte es streicheln. Sie sah interessiert zu ihm hin, bis es ihr Feuerzeug zwischen die Pfoten genommen und zerbissen hatte. Sie spürte, dass sie keinen Nerv für einen Mann hatte. Die Kakteen hatten Löcher. Sie waren zerschossen, ′Sie sehen wie Menschen aus.′ Sie sah Menschen, die so dick waren, dass sie sich wackelnd bewegten. Sie sah Häuser auf Stelzen. Als sie an einem Fluss rastete, schlafen wollte, behaupteten Polizisten, dass das ein Gebiet sei, wo Mörder aus dem ganzen Land ihre Leichen in den Sumpf legen, sie würden sie als Zeugen erschießen. Die Polizisten geleiteten sie auf einen hell erleuchteten Parkplatz. Ein Krokodil querte die Straße. Sie saß an der Bar, als eine Hand sich auf ihre Schulter legte, sie zum Tanzen einlud. Sie sagte: "Nein." Ein Mann legte seine Hände auf ihre Oberarme, halb zog, halb schob er sie. Sie ließ sich führen. Er folgte ihr nachts über Treppen durch Korridore zum Zimmer, sie wollte "Nein" sagen, sagte nichts, er folgte ihr ins Zimmer. Mann und Frau umarmten und küssten sich, als wären sie verliebt. Als K aufwachte, stand sie auf, zog sich an, sah kurz auf den schnarchenden Mann und ging frühstücken. Als sie zurückkam, schlief er noch. Sie hatte eine Zeitung gekauft, setzte sich ins Fenster und las. Als Sonnenstrahlen in sein Gesicht fielen, musste der Mann nießen, er wachte auf und lächelte, "Komm", sagte er. "Du kommst spät", sagte sie und sah auf die Uhr. Ich hatte ihr gesagt, dass irgendwann alles Land der Erde Stiftungsbesitz sein und allen Menschen gehören wird. K litt an Muskelkater. Es war Sommer, sie fror, weil es kalt war. Sie zog Watehosen an, durchstakte Flüsse, bevor sie sie durchfuhr. Sie zog ein fremdes Auto mit der Winde aus dem Ufermorast, ängstlich, sie könnte sich selbst eingraben. Sie fuhr mit angstverzerrtem Gesicht entlang einer Steilküste. Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie musste Steinen ausweichen, Wegränder waren ausgeschwemmt. Sie verriss das Lenkrad nicht, stürzte nicht ab. Sie war auf eine Halbinsel gefahren, der Weg führte auf der anderen Seite zurück. Er endete an einer Steilwand, an die Wellen schlugen. Sie war bergab gefahren, sie konnte nicht zurück. K glaubte, dass die Steine festgefügt sind, sie sank ein, setzte auf. Sie zog sich mit Sandblechen und Winde nach vorn und draußen. Als sie an einem Haus nach einem Telefon fragte, vom Weg redete, sah der Besitzer sie ungläubig an. "Sie sind durchkommen?" Er war der Straßenbauer. ′Vielleicht ist er ein Wegelagerer, der hofft, dass jemand den Weg, den er baute, befährt, Hilfe braucht und bezahlt.′ K grinste, als habe sie einen Scherz gedacht. Sie hielt eine Hand in einen See, das Wasser war kalt, als sie einen Fuß reinsetzte, schrak sie zurück, der Boden war heiß. ′Ich könnte Eier eingraben, kochen.′ Sie sah von einem Berg in ein Tal, das sie durchquert hatte, im Sand dunkle Flecken. Eisblöcke waren geschmolzen und hatten Höhlen im Sand hinterlassen, ′In die ich stürzen könnte.′ Sie fuhr Wege, neben denen Spalten tief ins Erdreich ragten, Schwefeldämpfe stiegen. Sie stieg in Steinhöhlen und sah durch Löcher wie dünn der Boden war, den sie überfahren hatte. Sie pinkelte, der Wind kam aus allen Richtungen. Das Land war dünn besiedelt. Eine Bucht ein Haus. Ohne Wintergärten, Swimmingpools, "Obwohl man bei diesem Wetter viel in der Wohnung sein muss." K sah Schutzhütten mit Funkanlagen, Ofen, Decken, Lebensmitteln. Sie sah Autos mit mannsgroßen Reifen. Ein tiefgelegener, roter Porsche fuhr auf einer asfaltierten Straße hin und her. Hinter dem Ortsschild begann eine steinige, löchrige Piste. Sie durchfuhr Flüsse mit offenen Türen, um nicht aufzutreiben, weggeschwemmt zu werden. Sie fuhr in einen Fluß und blieb stecken. Sie ließ den Motor an. Ein Monstertruck fuhr vorüber und wollte sie rausziehen. K hatte Angst, dass das Auto zerreißen könnte und beschloss, zuvor Sandbleche unter die Räder zu legen. Sie unterfüttete den Wagenheber, um die Räder anheben, Bleche unterschieben zu können. Das Wasser war eiskalt. Ein Reisebus hielt, Menschen mit asiatischen Gesichtern zückten Fotoapparate, K lächelte und winkte ihnen zu. Sie wollte sich einen Kaffee kochen, fuhr auf einen Farmweg, durchfuhr eine Pfütze und sank in Schlamm. Die Tür ließ sich nicht öffnen. Sie kroch aus dem Fenster. Sie musste das Auto freischaufeln, um es mit der Winde ins Trockene ziehen zu können. Sie arbeitete zwei Tage. Die Winde war an der Frontseite verankert; als das Auto auf festen Grund stand, waren vor ihr Pfützen und hinter ihr. Sie wendete und sagte sich, dass kurz später die Schaufelei erneut beginnen wird. Sie schnallte sich fest, trat aufs Gaspedal und - kam durch. K beschloss, nur noch Asphaltstraße zu fahren, aus Angst, sie könnte steckenbleiben, das letzte Fährschiff verpassen. An der Straße stand ein Polizeiwagen, um Fahrer zu warnen. Die Straße hatte begonnen, wegzubrechen, K fuhr durch Wasser, neben ihr unterspülte Meer den Straßenbelag. Sie bremste. Sturzfluten hatten eine Brücke, die so konstruiert worden war, dass sie nicht zerrissen, sondern aufs Meer geschwemmt wurde, weggetrieben. K musste warten, bis Boote die Brücke eingeholt und wieder verankert hatten. Sie knabberte an Brotresten und fühlte sich gefangen. Als sie das Schiff erreichte, war eine Schotterstraße asfaltiert. "Sie machen Island touristisch." Das Auto wurde sorgfältig vertäut. K wurde eekrank. Das Schiff sackte unter ihr nach unten, fuhr unter ihr weiter, sie fiel zu Boden. Sie sah beständig auf die Uhr und wartete, dass die Überfahrt endet. Sie erzählte mir vom Blau der Gletscher, glasklarem Wasser, Blümchen und Bimssteinfeldern, der jeden Laut aufzusaugen schienen. Sie habe Hemmungen gehabt, in unberührt wirkende Landschaft zu laufen, um zu pinkeln, "Jede Spur ist ewig zu sehen. Jedes Blümchen fällt auf." Sie erzählte nicht von den kleinen Fliegen, die in den Seengebieten in die Ohren, Nase, Auge zu kriechen versuchen, nichts vom Schwefelgestank der Bäder. Leila hatte in einer Landschaft einen Schattenriss von sich gesehen, in dem ihr Bauch dick aussah, "als sei ein Kind drin"; sie hatte ihn lange angesehen, bis sie sich bewegte und ihn zerstörte. K nahm täglich die Antibabypille. Sie ließ sich bluten, wenn kein Auftrag und es kein Problem war, Tampons zu wechseln. Sie ließ ihre Fingerknochen knacken und sagte, dass sie aussteigen will.
"Aussteigen? Das ist keine Reise, sondern ein Job." Leila versuchte sich zu erinnern. Sie wünschte Vergangenes wie einen Film zurück spulen zu können. ′Ich wäre kein Mensch mehr′, dachte sie. Sie hatte als Kind ihren Vater beobachtet, er war in einen Laden gegangen. Als Leila nicht mehr hatte stehen können, hatte sie sich auf die Bordsteinkante gesetzt, aber er kam nicht aus der Ladentür. Sie ging hinein, er war nicht da. Sie verlor ihn an einem anderen Tag im Menschengewühl des Bahnhofs... sie hatte sich erklärt, dass er so unscheinbar ist, dass er unsichtbar scheinen konnte, und ihn verachtet. Leilas Vater war kurz später mit einem blutdurchdrängten Verband am Oberarm nach Hause gekommen. Er hatte "Jagdunfall" gesagt. Er sei eine Abkürzung gefahren, ein Jäger habe ein Reh erschießen wollen, ihn getroffen. Leilas Mutter reagierte nervös, als ich ihr gesagt hatte, dass ich mich nach dem Tod ihres Mannes um ihr Kind kümmern werde, "Ich hatte mich auch um dich gekümmert." Leilas Mutter und ich liebten den gleichen Mann. Ich wollte ihm nicht den Rücken zudrehen und von ihm gefickt werden. Aber er hatte etwas in sich, der uns beide binden konnte. Er redete wenig, er wirkte nicht auffällig, er hatte Macht.Der Architekt, der das Haus, in dem unsere Büros lagen, entworfen und gebaut hatte, sagte, die Doppelwand sei zur Isolierung. Aber die Doppelwand war breit genug, um in ihr von einem Zimmer zum anderen gelangen zu können. Es gab Löcher, durch die ich in Räume sehen, hören, gehen konnte. Ich hatte keine Angst vor Spinnen, Ratten. Ich suchte seine Nähe. Ich glaube, er wusste es. Ich konnte ihn nicht belügen. Ich gab ihr den Auftrag, nach Korsika zu fliegen, sich versteckt zu halten. Ich veröffentlichte Suchfotos, schrieb eine Belohnung aus. Sie ging in die Berge, Wälder. Die Esskastanien waren stachelig, nicht reif. Sie jagte nach wild laufenden Ferkeln, ängstlich, angeschossen, abgeschlachtet zu werden. Sie warf Steine, einer traf. Sie baute sich eine Schutzhütte, äste und Steine hielten Regen ab. Die Wolken hingen tief, Nebel war in der Luft, er durchweichte die Kleidung. Sie stieg mit Schüttelfrost zu einem halbverlassenen Dorf ab. Die Einheimischen ließen die Türen offen, sie sahen nicht in die Reste alter Steinhäuser, die ihre Häuser, wie ein Labyrinth umgaben. Sie gingen die Wege zum Auto, die sie kannten. Ich fragte, welchen Fehler sie gemacht hatte. Sie hatte Konstruktionen gebaut, die Lärm auslösten. Ein streunender Hund hatte eine zerstört, als er nach einer Ratte wühlte. Sie hatte den Lärm gehört, sich unter Planen versteckt und war eingeschlafen. Ein Hund zog ihr die Plane vom Gesicht, als ein Tourist um die Ecke bog. Touristen gegen dorthin, wo ein Einheimischer nicht hingehen würde. Der fremde Mann streckte ihr die Hand entgegen, "Sie werden gesucht." Sie hätte zuschlagen, einen Balken auf seinen Kopf legen können, als habe ein Balken ihn erschlagen. Es war eine übung, sie beendete sie. Sie entfärbte die Haare. K stand in Zürich am Tresen, als ein Mann ihr einen Schnaps zuschob, "Auf
meine Rechnung." Leila hatte Schriftstellerin werden wollen, sie traf sich mit ihm, als sie
nüchtern war. Die Schweiz sei durchlöchert wie ein Käse, "Bunker und
Verbindungsgänge." K hatte keinen Arbeitsauftrag, der sie an der Kandarre
hielt. Er trug einen weiten schwarzen Mantel. Leilas Gehirn zitierte,
"Wohin du gehst, will auch ich gehen" und kicherte wie ein Mädchen. Sie
stiegen durch einen Keller in ein Ganggewirr, sie liefen vier Stunden.
"Willst du nichts markieren?" Als sie erwachte, schleckte eine Zunge über ihr Gesicht. Es roch nach Blut. K schlug mit der Handkante zu. Ein Hund fiel auf sie. "Fleisch zum Essen." Sie ertastete Knochen und einen Schädel, eine Lampe, die Batterie war leer, sie durchzuckte die Angst, einen Zünder zu berühren. Sie dachte, dass sie den Hundlebend hätte brauchen können , um ans Tageslicht finden zu können, er wachte nicht auf. Sie schleifte ihn hinter sich her. Ihr Gesicht wurde blutverschmiert, als sie an seinem Körper saugte. Sie ging der Temperatur nach. Es war Winter. Der Weg endete im Morgengrauen an einem Gitter. Sie sah Himmel und Berge und Schnee. Wenn jemand sie dort finden würde, würde sie verhört werden. Ihr Bild käme in die Presse, Menschen würden Geschichten ausdenken. Ich brauchte sie als Unbekannte, die sich verwandeln konnte. Ich machte mich noch nachts auf den Weg, ich hatte Batterien, Spannungswandler und einen Trennschleifer im Gepäck. Der Stahl kreischte. Als er verstummte, kroch sie ins Freie. Ich sagte: "Du wist mir einen Schnaps spendieren müssen." Ich reichte ihr eine Flasche, ihr Körper schlotterte, ich hüllte sie in meinen Mantel, er war schwarz und weit. Eine Ratte löste eine Explosion aus, Dreck fiel auf Knochen. Wir nahmen die Explosion wahr, weil wir mit ihr rechneten. Das kurze Zittern unter den Füßen hätte auch von der Druckwelle eines Flugzeuges ausgelöst sein können. Als wir bei einer Flasche Whisky auf dem Fußboden meines Büros saßen,
zuckte ihr Körper wieder, "Woher sollte ich wissen, dass er - ?" Das
Radio mischte sich in unser Gespräch: "läuft am Strand, er ist
durchnässt, seine Arme umklammern ihn, als friere er oder müsse sich
stützen. "What"s the matter?" fragt eine Frau. Als er nicht antwortet,
aber stürzt, als bräuchte er ihre Hilfe, bringt sie ihn zur Polizei. Der
Mann redet nicht, er wiegt den Oberkörper, als könnte ihn das Schaukeln
beruhigen. Sein Blick ist unstet. Die Polizei bringt ihn in ein
Krankenhaus, der Arzt weist ihm ein Zimmer der Psychiatrie zu, das Fenster
hat Gitter. Er redet nicht. Als ihm Papier und Stift zugeschoben werden,
zeichnet er eine polnische Flagge und ein Piano. Als er im Aufenthaltsraum
einen Flügel sieht, geht er hin, öffnet ihn und beginnt zu spielen. Er
spielt so, dass ärzte und Krankenschwestern lauschen. Sein Gehirn zeigt
Aktivität, wenn polnische Sätze eingespielt werden. Er sitzt in einem
Zimmer, das einem Gefängnisraum ähnelt, in der Ecke. Ab und zu fliegen
seine Finger über imaginäre Klaviertasten. Der Pfleger fragt ihn auch nach
seinem Namen, während er Klavier spielt, er spielt Klavier und antwortet
nicht. Er lauscht den Tönen nach, als wären sie Flügel und ließen ihn
schweben. Er sagt nichts. Er hat keine Papiere bei sich. Sogar die
Anhänger aus Hose und Jackett sind rausgeschnitten. Ohne Identität darf
man nicht frei sein. Sein Foto gelangt in die Presse, Hunderte Menschen
schreiben Erinnerungen und Geschichten auf, um ihm eine Identität zu
geben. Die Polizei lehnt ab. Eine Frau behauptet, seine Mutter zu sein.
Sie kann es nicht beweisen. Sie fordert einen Gentest. Sie lässt sich von
einem Frauenarzt untersuchen. Er bestätigt, dass sie schwanger gewesen
war. Eine Krankenschwester reagiert nervös, wenn sie ihm begegnet. Sie
denkt, dass er in ihrem Garten glücklicher leben könnte als in einem
vergitterten Raum. Im Gartenhaus steht ein Klavier. Sie beschließt, ihn zu
heiraten, damit er eine Identität haben kann. Man darf niemanden
heiraten, der Fragen nicht zu verstehen scheint. Ihr Bruder vermutet, dass
der Fremde in einer Geschichte gefangen ist, in der er für einen
Plattenverkauf oder einen Hollywoodskript einen Gestrandeten ohne
Gedächtnis spielen muss. "Er kann nicht rauskommen, ohne zu sagen, dass
er betrogen hat." Sie beschließt, ihn zu erlösen. Sie öffnet seine Tür und
macht ihm Zeichen, ihr zu folgen. Er folgt ihr bereitwillig durch Gänge,
ins Auto, sie klappt die Autotür zu. Die Fingergelenke der alten Frau sind
steif. Sie war Klavierspielerin. Sie wurde schwanger und bekam einen Sohn.
Sie hatte eine Totgeburt gehabt und über eine erneute Schwangerschaft
nicht sprechen wollen. Ihr Grundstück war groß, sie lebte allein, sie sah
keinen Grund, über den Jungen zu reden. Er wollte nicht Klavier üben. Sie
sperrte ihn ein, bis er aus Langeweile zu spielen begann. Er war ein Mann
geworden, er hatte ihr den Rock hochgeschoben, es hatte sie verstört. Sie
wollte ihn in die Gesellschaft einführen und brachte ihn auf ein
Kreuzfahrtschiff. Er verließ die Kabine nicht. Als er aus dem Bullauge
sah, glaubte er, einen Flügel vom Deck ins Wasser gleiten zu sehen.
Möglicherweise war ein Delphin gesprungen. "Ich brauche ihn", sagte er,
eilte aufs Deck und sprang. Wenn Wind weht, krümmt er den Rücken, als habe
er Angst. In einer anderen Geschichte, die über den Vorfall berichtet, als
beschreibe sie Realität, wollte der junge Mann Selbstmord begehen, "Wenn
man nicht leben kann, kann man auch sterben." Er spricht mehrere Sprachen,
aber er fand keinen Job. Er will im Meer ertrinken, damit seine Eltern
keine Beerdigungskosten haben. In ihren Fantasien könnte er weiterleben,
diese Vorstellung zerstörte Zweifel und Schuldgefühl. Das Meer warf ihn an
den Strand. Der Scham verschloss ihm den Mund. Die Presse behauptete, die
Eltern hätten sein Foto in der Zeitung gesehen, aus Scham geschwiegen, sie
waren Bauern. Als Journalisten unterstellten, dass er ihr Sohn ist, sagten
sie, dass er krank ist und Hilfe braucht. Er hätte sonst die Kosten
seiner Identifizierung bezahlen müssen." Leila hatte mich gebeten, ihre Asche zu einem roten Diamanten verpressen zu lassen, den ich ihrem Kind schenken sollte. Sie hatte Sehnsüchte nach Kitsch, sie fühlte sich im Dreck. K hörte irritiert das Codewort "Höhenangst." Leila hatte keine Flügel, um Auffliegen zu können, falls sie stürzen würde. Sie hatte vor dem Einschlafen oft das Gefühl, die Erde könnte sich unter ihr öffnen, sie verschlingen, eine Wasserwoge könnte anrollen, sie wegspülen. Sie irritierte, dass die Natur, die tausende Menschen verschlang, geschützt wurde, aber ein Mensch, der einen Menschen getötet hatte, als Mörder galt. K erinnerte sich jeden Abend vor dem Einschlafen an die Ereignisse des Tages und grübelte, ob sie Fehler gemacht haben könnte. Als ich sie abholte, fragte ich, bevor sie Fragen stellen konnte: "Wann gehst du zum Friseur?" K musste warten, sie überlegte, ob sie den Friseur verlassen sollte, griff nach einem Stapel Zeitungen. Leila fragte sich, welcher der nackten und halbnackten Männer ihr gefallen könnte, sie sah auf Körper, Hände, Gesicht. Einer hatte einen Dreitagebart, sie sah ihn lange an, sie sah andere an, blätterte zu ihm zurück. Leila saß mit fransenartig geschnittenen Haaren in einem Café, als sie zusammenschrak, als wäre eine Pistole vor ihrem Gesicht aufgetaucht. Sie sah einen Mann mit Dreitagebart, dunklen Augen, schlanker Gestalt, großen Händen, er zog seine Jacke aus, trug ein ärmelloses T-Shirt, sie sah Muskeln an seinen Armen. Sie lief zum Klo, ihr war zum Kotzen. Als sie zurück kam, sah sie, dass eine Frau ihn begrüßte, sich zu ihm setzte, er küsste sie, "Sie haben ihn mir also nicht geschickt." Als die fremde Frau aufs Klo ging, stand Leila auf, legte ihm eine Karte mit ihrer Handynummer auf den Tisch, "Ich bin auf der Durchreise," sagte sie, "Ich möchte mit Ihnen heute Abend ins Kino gehen."
"Ich habe heute Abend keine Zeit." Sie fühlte sich krank. Sie lag im Bett und starrte aufs Telefon. Sie hörte das Ticken der Uhr. Es schien lauter zu werden, spitz, "Es tut weh", sie stopfte den Wecker unter Kissen, schlief im Morgengrauen ein, hörte den Wecker nicht und verschlief. Er tauchte aus einem Menschengewühl auf, ging neben ihr, als wären sie ein Paar. Leila zitterten die Knie. Sie hatte mir gesagt, dass sie schwanger werden wollte. Er war neben ihr, als sie die Hoteltür öffnete, er war hinter ihr, als sie ins Hotelzimmer trat. Sein Samen floss, als sie aufstand, in Strömen aus ihrem Bauch. Sie fragte, ob er ein Roboter ist, in dem ein Samentank eingebaut wurde. Er sah sie entsetzt an. "Du bist sehr schön", sagte sie. Ich kannte ihren Schritt. Die Tür klappte. Ich sah zuerst auf ihren Bauch, "Schwanger?" Ich grinste.
"Nein." In ihren Augen loderte Hass auf. Sie wachte auf, starrte, als sähe sie Schlange - das Bett neben ihr war leer. Sie schüttelte Kissen und Decken fassungslos auf. Sein Abschiedsbrief lag auf dem Fußboden zwischen Tellern, Tassen. "Sie hatten ihn mir zugeschickt", flüsterte sie. Es war ein Trostgefühl. Sie wollte nicht akzeptieren, dass er entscheiden will, ob und wann er zu ihr zurückkommt. Falls er plötzlich vor ihrer Hoteltür stände - "Ich werde stark sein." Sie machte Liegestütze, sie wollte die Tür zuschlagen - können. Leila ging in die Hotelbar, nahm einen Mann, der sich an einem Bierglas festhielt, aufs Zimmer, als er neben ihr lag, stand sie auf. "Was ist los?" Der Mann stand auf, umfasste ihren Körper, drehte ihr Gesicht zu ihm hin. "Ich will nicht", sagte sie. Ich war besorgt, dass K ihre Konzentrationsfähigkeit verlieren würde. Sie erhielt den Auftrag, einen Mann "anzustechen." Das Land, das wir angekauft hatten, war Stiftungsbesitz. Die Satzung konnte nur einstimmig verändert werden. Ich hatte mich gefragt, wem ich ungehemmt vertrauen würde, - "Nur mir selbst." Versuche mit Hilfe von bewaffneten Aufständen und Kriegen soziale Gerechtigkeit in der Welt durchzusetzen, waren gescheitert. Ich und andere hatten beschlossen, Land anzukaufen, den Armen zur Verfügung zu stellen. Wir brauchten Geld, um Land kaufen zu können. Wir hatten Schulen gegründet, sie wurden staatlich anerkannt, wir erhielten Geld. Lehrer behielten das, was sie zum überleben brauchten und spendeten den Rest. Schüler reinigten die Schule selbst, um Kosten zu sparen. Sie sammelten in den Städten aussortierte Kleidungsstücke, reinigten, flickten, verkauften sie in Second-Hand-Läden. Wir kauften Land an. Es war billiges Land. Als K eine Modellfarm besichtigt hatte, war sie verstört, "Ihr behandelt die Arbeiter nicht anders als Großgrundbesitzer." K brachte den Mann in einen Kreislaufschock, alarmierte den Rettungsdienst, sie sah hinter den Rücken von Neugierigen zu, wie er auf eine Trage, in ein Auto geschoben wurde. Er drehte sich um, sah, dass sie ihn anstarrte: "Kennen wir uns?" Sie kleidete sich von Fußsohle bis Kopf neu ein, um sicher zu sein, dass sie kein Mikrofon, keinen Sender an sich trug. Sie zog den Schlüpfer auf dem Klo des Restaurants aus und steckte ihn in die neue Handtasche, sie reichte sie am Tisch dem fremden Mann und sagte: "Sieh rein!" Er öffnete die Tasche, errötete und griff nach ihrer Hand. Ich goss K Whisky ein. Sie schob das Glas zurück und sah mich fragend an. "Was hast du mit Müller gemacht?" fragte ich.
"Wer ist Müller?" fragte sie. K hatte gelernt, keine Fragen in sich aufkeimen zu lassen, sobald sie einen Auftrag erhalten hatte. Der Auftrag war ausgeführt, der Fremde hatte den Auftrag überlebt, sie ließ Fragen in sich. Sie wusste, sie hatte die Chance vertan, zu erfahren, was ich von dem Mann gewollt hatte. Sie stellte sich vor, wie ich Richtmikrofone installierte, ihrem Stöhnen in seinen Armen lauschte, sie sah mich kurz hasserfüllt an. Sie würde nie erfahren, wozu sie den Mann krankenhausreif gemacht hatte. Sie hoffte, dass sie ihn eines Tages so zufällig treffen würde, dass ich nicht vorbereitet wäre. Ich zog hastig an der Zigarette und sagte: "Ich brauche dich, um eine sozial faire Ordnung in der Gesellschaft zu schaffen. Ich will niemanden beschäftigen müssen, damit er dich in Ordnung bringt." Sie kicherte, als sie im Hotelzimmer stand. Es klingelte, Leila nahm den Telefonhörer ab. "Hallo?" Sie legte den Hörer auf. Es klingelte wieder, Leila ging nicht ans Telefon. Sie saß in einer Ecke und zitterte. Es klopfte an der Tür. "Wer da?" Stille. Sie hörte Schritte, die sich entfernten. Als sie die Tür öffnete, war der Gang leer. Sie öffnete das Fenster weit, sah hinaus, schloss es, kippte es an. Leila baute aus Stuhl und Lampen, Geschirr eine Pyramide, die einstürzen, scheppern würde, falls jemand die Tür aufschließen, aufdrücken würde, während sie schlief. Sie streichelte über den Pistolenlauf, legte die Magnum unter das Kopfkissen. Sie legte sich ins Bett, sah das Bauwerk vor der Tür an, grinste, kicherte, schluchzte. Sie hatte sich vor einem Mann verbarrikadiert, den sie, "Das kann nicht sein, dass sie mich abhängig von ihm gemacht haben", dachte sie entsetzt, liebte. Er setzte sich in einer Straßenbahn ihr gegenüber. "Ich arbeite als Modell. Ich kriege einen Termin, ziehe mich aus, ziehe das an, was sie mir hinlegen, lächele, ziehe meine Sachen an und gehe. Ist das ein Problem für dich?" "Wo sind die Akten über meinen Vater?" Ich klopfte kurz später und reichte ihr einen leeren Aktenordner, "Unser Ziel ist nicht der Weg. Wir waren nie daran interessiert, Zeugnisse zu schaffen." Leila schreckte zusammen. Sie starrte zu dem Mann, der demonstrativ eine Hand auf die Schulter einer Frau legte, ein andere auf den Kopf eines Kindes, als er sie sah. Leila verstand, dass der Mann, den ich Müller genannt hatte, an ihre kurze Liebschaft nicht erinnert werden wollte. Leila hätte ihn gern gefragt, an was er geforscht hatte. Sie wusste, dass sie ihm nicht sagen könnte, dass sie ihm Insulin gespritzt hatte, damit er uns, um überleben zu können, über die Zusammensetzung eines Gases erzählt, das Menschen ungehemmt erzählen lässt. Leila sehnte sich nach einer heilen Welt, sie wollte wenigstens eine Nische, die sie wie mit einem Umschalter nach Dienstschluss betreten konnte. Sie nahm zu Hause den Telefonhörer nicht mehr ab. Georg nahm ihn ab, sagte, dass sie nicht da ist, wenn ich nach ihr fragte. Sie rief nicht zurück. "Georg ist in dieser Beziehung vergesslich", sagte sie, "Oder eifersüchtig." K wählte Nummern, hörte eine Zahl, Zeit und Ort und legte ein Päckchen zum Zeitpunkt am Ort ab. Mich interessierte, was ich ihr Wert war. Ihr Konto verzeichnete keine auffällige Bewegung. Ich vermutete, dass sie Teile des Schmuckes ihrer Großmutter verkaufte. Leila hatte das Glitzerzeug, wie sie es nannte, für eine Hilfsorganisation spenden wollen, sich nicht entscheiden können. Sie hatte im Internet Adressen recherchiert, angeschrieben, notiert, dass sie mit Georg in Notstandsgebieten arbeiten will, niemand schien eine Rechtsanwaltsgehilfin und ein Fotomodell, die glaubten, unter Extrembedingungen für andere arbeiten zu können, zu brauchen. Keine Organisation will Mitarbeiter, die eine eigene Gemeinschaft sind. Sie erfuhr aus der Zeitung, dass mein Rechtsanwaltsbüro in Flammen aufging. Es wurde von Brandstiftung und russischer Mafia gesprochen. Mein Zahnarzt zog eine Karte aus seinem Patientenregister, die Karte bestätigte es. Meine Frau reagierte irritiert, weil die verkohlte Leiche keinen Fetzen Gold zeigte. Ich werde ihr, wenn die Verhöre, denen sie nicht gewachsen ist, beendet sind, den Ehering mit einem Vorschlag für einen Treffpunkt zuschicken. Sie fragte mich nichts über meinen Job, sie weiß fast nichts über ihn. Ich hinterließ einen Abschiedsbrief, in ihm wurde von Selbstmord gesprochen, er wurde in einem feuerfesten Safe gefunden, er begann: "Ich habe ein langes Gespräch mit Gott geführt -" Ich war im Büro eingeschlafen, nachts mit Schweißausbrüchen aufgewacht, die mich nach Schnapsflaschen suchen ließen. Ich fühlte zwei Tage später, den Blutdruck so sinken, dass ein Gefühl war, als stehe die Haut vom Körper ab. Ich legte die Beine hoch, einen kalten Lappen in den Nacken. Ich fühlte den Tod wie hinter einer dünnen Scheibe. "Ich habe gewissenhaft gearbeitet", dachte ich und war verblüfft, das ich angesichts des Todes nichts Bedeutenderes zu sagen hatte. Ich versuchte zu grinsen, um über eine Heiterkeit Entspannung in den Körper zu bringen. Ich scheute mich nicht, zu singen. Ich versuchte zu tanzen, mir war schwindelig. Es hatte mit einem leichten Kopfschmerz am Morgen begonnen, der sich bis zum Abend steigerte, "Es ist wie eine Eisenzwinge um den Kopf", ich ließ mich kotzen. Meine Frau hatte dasselbe gegessen wie ich, das Essen konnte nicht schlecht gewesen sein. Ich beschloss, den Arbeitsraum, in dem ich in Angstzustände versetzt wurde, so dass ich an Geheimdienste und Methoden denken musste, zu meiden. Aber zu Hause war eine Freundlichkeit, die mich an Puppenhäuser erinnerte. Meine Frau kuschelte sich morgens in meinen Arm, bevor ich aufstand, sie kuschelte sich an, bevor sie einschlief. Wenn ich Sex wollte, wurde sie erregt. Wenn ich sagte, was ich gern essen würde, bekam ich es serviert; ich kaufte und schenkte ihr einen Blumenstrauß, sobald sie gesagt hatte, dass das Wetter düster geworden ist. Wenn zehn Pflaumen auf dem Tisch lagen, erhielt jeder fünf, wenn elf Pflaumen lagen, teilte sie sich fünf, mir sechs zu; ich aß die Hälfte der sechsten und reichte ihr die andere. Ich dachte, dass uns eine Zeitlang Trennung gut tun könnte. K ging nicht zu meiner Beerdigung. Es fiel einem Polizeibeamten auf, er suchte sie in ihrer Wohnung auf. Sie zeigte auf ihre Brüste, enblößte sie, Milch tropfte. "Als ich von seinem Tod hörte, versiegte die Milch. Wenn ich zum Zeitpunkt bei ihm zu Besuch gewesen wäre, wäre auch ich explodiert, verbrannt." Sie wurde nach meinen Akten befragt. Sie erzählte von den Fällen, in denen ich als Verteidiger gearbeitet hatte; es waren keine auffälligen Prozesse. "Es waren nicht viele Fälle", sagte der Polizeibeamte. K kannte von niemandem, den sie hatte töten sollen und getötet hatte, eine Biografie. Es beschützte sie. Sie waren für sie eine Art Schießbudenfiguren gewesen. Die Mimik der Fremden wirkte, während sie starben, theatralisch. Bei mir war es anders. Sie würde mein Gesicht nicht loswerden. Sie würde von meiner Frau, meinen Kindern träumen. Sie konnte zu niemandem gehen, von Alpträume erzählen. Sie setzte sich vor einen Spiegel und sagte sich, dass sie Selbstjustiz geübt hatte und dass die in Ordnung ist, weil es keine anderen Möglichkeiten gab. Sie sagte sich, dass sie akzeptieren wird, falls jemand sie töten wird, wie ich getötet wurde. Sie reagierte panisch bei dem Gedanken, dass jemand sie töten will und das Kind sterben muss. Sie schluckte Beruhigungstabletten. Sie tat mir leid. Leila ließ sich in den Armen Georgs schutzlos werden. Sie legte den Kopf zurück, ihr Hals lag bloß. Er küsste sie, sein Atem umstrich ihren Hals, es machte ihr Gänsehaut. K hätte gern gewusst, ob Georg ihr die Morde, die ich Exekutionen genannt hatte, verzeihen würde. Sie sagte sich, dass sie nie gemordet hat, K hatte gemordet, K gab es nicht mehr. Leila hatte geheiratet und hieß Eck. Sie spürte plötzlich etwas wie einen Stock oder Pistolenlauf im Rücken, "Mein Chef wollen dich sprechen. Komm!" Leila überlegte, dass sie nicht erschossen werden wird, wenn ein Mann, der sich Chef nennt, sie sprechen will. Sie sagte: "Ich bin morgen um drei Uhr in der Eisdiele", und ging weiter. Der Mann zerrte an ihrem Arm, sah, dass Leute zu ihm hinsahen, flüsterte: "Ich kriegen dich." Und verschwand. Leila bat Georg am nächsten Tag mit ihr in die Eisdiele zu gehen, "Ohne Cora." Er verzog das Gesicht. "Es ist für eine Kindheitserinnerung", behauptete sie. Sie brachte Cora zu ihrer Nachbarin, steckte Georg zwei Spielzeugpistolen in den Gürtel, zog ihm das Hemd darüber, fasste ihn an der Hand und zog ihn kichernd hinter sich her. "Was soll das?" fragte er, unsicher, ob er verärgert oder amüsiert war. Er trank Kaffee, sie aß Eis. Gegen vier Uhr stand ein Mann auf, lief durch den Raum, trat an ihren Tisch, legte ihr eine Rechnung für einen Eisbecher und Schnaps hin und sagte: "Ich nehmen an, Sie wollen die Rechnung für mich bezahlen." Tränen schimmerten in meinem Augwinkel. DNA-Analysen können beweisen, dass wir eine Art Paar gewesen waren. Anmerkung: Leila sah vom Buch, das sie las auf, und dachte, dass in einem Spionageroman, der sich gut verkaufen, der in alle Sprachen übersetzt werden soll, kein Land diskreditiert werden dürfte. "Ein paar Brocken aus allen Sprachen müssen drinsein." Sie hörte ein Summen. Sie spannte Insektengaze ins Fenster. Politiker bieten Wahlprogramme als Ware/Dienstleistung an, der Wähler entscheidet, welche Ware/Dienstleistung er will. Der Politiker erhält infolge einen fair dotierten Job. Wir könnten in der Demokratie ankommen, sobald Politiker für nicht erbrachte Leistungen juristisch haftbar gemacht werden können. Das Wahlsystem selbst reicht als Regulierungsmechanismus nicht aus, sobald alle Parteien in Wahlprogrammen lügen. Leila sah vom Buch auf und dachte, dass ein Buchkapitel nicht mehr als zwanzig Seiten haben sollte, "Ich habe für heute genug erlebt", sagte sie, erhob sich und ging ins Bett. "Wenn mein Leben einen Buchtitel haben müsste, könnte er Höhenangst sein", sie kicherte, weil sie für jemanden, der nicht schwindelfrei war, zu steile Wege ging.
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